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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Hans Gummel

schwelgte" seine Seelein tausend Erinnerungen reicher vergangener Tage, deren Denkmale eines nach dem anderen aus ihren Umhüllungen hervortra= ten.. Z' 164 ). Über das, was Allmers selbst mitgebracht hatte, schrieb er am 9. Fe= bruar 1860 an die Colonnagesellschaft:. .. in schönster Unordnung um mich her liegen da meine Münzen und Gemmen, Pasten und Terracotten.. ." 16ä ). In demselben Brief berichtet er auch schon von dem Plan, sein altes Bauernhaus durch einen Giebelbau zu erweitern 166 ), wodurch dann das entstand, was wir heute dasMarschenheim" nennen. Unter Mithilfe des Colonnagenossen Stock wurde der innere Ausbau noch 1860 vollendet 167 ). Darauf, wie er im Laufe der Jahre von befreundeten Künstlern ausgeschmückt wurde, kann hier nicht eingegangen werden 168 ). Mit der Bemerkung, daß sich darin auch ein besonderer Antikensaal" befindet 169 ), sei der AbschnittArchäologie" abgeschlossen, um über ein anderes Gebiet der Altertumsforschung im weitesten Sinne zu be= richten. Es wurde früher oft zur Unterscheidung von der hier bisher hauptsäch» lieh behandeltenklassischen" alsprähistorische" Archäologie bezeichnet. Heute nennen wir es meist Vorgeschichte oder Urgeschichte.

III. Urgeschichte

Daß ein heimatliebender und so vielseitig interessierter Mann wie Hermann Allmers an den urgeschichtlichen Denkmälern und Funden nicht achtlos vorüber* ging, ist selbstverständlich.

Über die in seiner Jugendzeit noch fast durchweg herrschende Meinung, daß in Nordwestdeutschland so gut wie alle urgeschichtlichen Altertümeraltgermanisch" seien, ist er auch später kaum hinausgekommen. Wie viele seiner Zeitgenossen zogen ihn besonders die aus der Fremde stammenden Funde an. Seine erste Berührung mit urgeschichtlichen Denkmälern geschah in romanti= schem Überschwang. Er hat sie selbst geschildert 170 ).In meinem zehnten Jahre hörte ich zum erstenmal von unseren germanischen Vorfahren. Ich mußte eines Tages, als wir keine Schule hatten, nach der Geest wallfahrten, wo einst die heiligen deutschen Haine gerauscht hatten, wo die granitenen Opfersteine ragen und die halbversunkenen Hünengräber der grauen Vorzeit. In mächtiger Begeisterung sank ich nieder auf die Heide, küßte den geweihten Boden, und am Hünenmal betete ich zu Wodan, und mit erhobenen Händen tat ich einen heiligen Schwur, so keusch und bieder, kühn und freiheitsliebend zu werden, wie die Väter es waren. Das war der Schwur auf dem Weißen Berge. Doch in einem ist der Tag nicht ohne Folgen geblieben, denn in ihm ruhen jedenfalls die Motive zu meiner Dichtung Bernolef, obwohl diese erst viele Jahre später entstand." Sie steht schon in der ersten Auflage derDichtungen" (Bremen 1860). Der Weiße Berg liegt fast genau östlich von Rechtenfleth am Wege nach Drift» sethe. Auf ihm hatte Allmers in seinen Jünglings jähren gelegentlich die Aufsicht über die Leute zu führen, die dort den nur auf der Geest vorkommenden Sand für den väterlichen Hof in der Marsch gruben 171 ). Nun schreibt Hans Müller* Brauel 172 ):Von dem sächsischen Urnenfriedhofe des sogenannten Weißen Ber= ges bei Rechtenfleth, auf dem nach Bericht des Marschendichters Allmers etwa 800 Urnen ausgegraben sind, ist keine einzige erhalten. Allmers selber hielt