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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Hermann Allmers und die Altertumsforschung

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1871 beschloß sie, die ersteren ganz und die letzteren zum Teilan den Staat abzutreten und somit gänzlich von der Verfolgung idealer Ziele abzusehen" 16 ). Nicht lange vorher waren Sammlungen und Bücherei noch dadurch vermehrt worden, daß der 1864 gegründete Naturwissenschaftliche Verein seine entspre= chenden Bestände an sie abtrat. Die Bücherei wurde von der Stadtbibliothek übernommen, die Sammlungen bildeten seit 1875 den Grundstock für das spä= tere Museum für Natur=, Völker= und Handelskunde (heute Überseemuseum). Nicht nur mit den Sammlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins erhielt es auch urgeschichtliche Funde. Die (später so genannte)Historische Gesellschaft", schloß sich 1862 demKünstlerverein" alsAbteilung für Bremische Geschichte und Altertümer" an. Sie legte bald nach man kann fast sagen: bei ihrer Gründung eine Sammlung von Altertümern an mit dem Ziel derHerstellung eines Historischen Museums" 17 ). Einwürdiges Lokal" für sie zu finden, war trotz mehrfachen Standortwechsels nicht möglich gewesen, als 1878 das eintrat, was man heute die Katastrophe nennen würde: ihre Abstoßung und Überwei= sung an den Staat". Warum Lonke 18 ) so hart urteilt, wird verständlich, wenn man einige Seiten später liest 19 )... die Katalogisierung... läßt nahezu alles zu wünschen übrig; die Identifizierung der einzelnen Gegenstände mit denen im Kolonial* und Übersee= sowie im Focke=Museum muß daher im ganzen als ein aussichtsloses Beginnen erscheinen".

Teils in das eine, teils in das andere der eben genannten beiden Museen in das letztere auf dem Umweg über dasGewerbemuseum" sind nämlich die Sammlungen der Historischen Gesellschaft übergegangen. Auch aus der Gegend von Bremerhaven besaß die Historische Gesellschaft urgeschichtliche Funde. Der Jahresbericht 1867/68 nennt folgende von Hermann Allmers geschenkte:Toten= urne mit Tongefäß und Perle aus einer Grabstätte in Langen; Bruchstücke einer bei Hagen gefundenen Totenurne; Steinmeißel aus einem Hünengrab bei Hagen", undLanzenspitze von Bronze bei Bederkesa gefunden" 20 ). Über das Geschäfts» jähr 1871/72 schreibt Lonke 21 ):Man kaufte neben aus der Pippinsburg gewon= nenen Gegenständen die früher Herrn Schaper [muß heißen Scheper] in Lehe gehörige Sammlung vorchristlicher Stein= und Bronzesachen, die an der Unter* weser ausgegraben waren". Und etwas vorher:.. . die im September 1871 unter Leitung von stud. med. Poppe aus Bremerhaven vorgenommene Ausgra» bung in der Pippinsburg bei Sievern, um womöglich Aufschlüsse über Zweck und Bedeutung dieser mächtigen Erdwerke zu erhalten". Es wurde aber nicht nur in der Pipinsburg gegraben, in deren Wall sich nur eine Scherbe fand, sondern auch mit erheblich besseren Erfolgen in ihrer Umgebung 22 ). Daher hatte denn auch der Vortrag, den Dr. W. O. Focke und Poppe 1871 hielten, den TitelGrä= berfunde in der Nähe Bremens und Bremerhavens". Der erstgenannte Redner hatte schon im Berichtsjahr 1867/68 gesprochen über:Die Pipinsburg bei Sie= vern im Herzogtum Bremen". In einer früheren Sitzung in demselben Berichts» jähr sprach Allmers überAusgrabungen bei Langen im Amt Lehe und bei Heppens und dabei aufgefundene Altertümer" 23 ).

Das durch die Tatkraft eines einzigen Mannes entstandene Focke=Museum, dem der Senat diesen Namen am 8. Juni 1918, dem 70. Geburtstag seines Schöpfers Dr. jur. Johann Focke 24 ), verlieh (vorherHistorisches Museum"), mag hier sonst außer Betracht bleiben, weil es erst im Entstehen war, als Allmers starb. DasGewerbemuseum" (so seit 1884 nach zweimaligem Namenswechsel) ent= stand als Eigentum derTechnischen Anstalt für Gewerbetreibende" aus einer