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in Straßburg Schmerz bereitet und er nach Merkmalen der Anhänglichkeit an Frankreich späht. Allem welche Märchen bindet er da seinen Lesern auf. Deutschland hat das Elsaß zurückverlangt „unter dem Vorwcmde, daß alle Länder, in denen deutsch gesprochen wird, zu Deutschland gehören." Dieser Satz ist durch den Druck so ausgezeichnet wie ein wörtliches Zitat. Graf d'Herisson hat in Heidelberg studirt, kann Deutsch lesen, vielleicht kommt ihm I.o NössaFsr Äo 1a I'iontiöio, wie er die Grenzboten aus dem Jahre 1370 einmal nennt, zufällig zu Gesicht, und deshalb lassen wir uns hier in einige Auseinandersetzungen ein, welche deutschen Lesern gegenüber unnötig sein würden. Erstens ist es Deutschland niemals eingefallen, jenen Satz aufzustellen, so wenig gegenüber Oesterreich, Rußland, der Schweiz wie Frankreich. Zweitens hat niemand anders als Frankreich die Lehre gepredigt, daß die Grenzen der Nationalitäten, Sprachen und Staaten zusammenfallen müssen; unter diesem Vorwande hat es sich in die österreichisch-piemontesischen Händel gemischt, um sich für seine Hilfleistung durch — italienisches Gebiet bezahlt zu machen. Allerdings wurden die Savoyarden und Nizzarden um ihren Willen befragt, und sie wurden ebenso „freiwillig" Franzosen, wie man sein Dienstjahr als .^Freiwilliger" ablegt. Und diese Komödie wäre in Elsaß und Lothringen ebenfalls aufzuführen gewesen, wenn die französische Regierung ihre Rolle darin ebenso ehrlich hätte spielen wollen, wie seiner Zeit die sardinische. Die Deutschen bemühen sich, die deutsche Sprache wieder zur herrschenden zu machen, sie wollen die Rechnung in französischem Gelde nicht länger dulden, ja sie haben sogar die im französischen Munde verunstalteten Ortsnamen wiederhergestellt: Diedenhofen statt Thionville. Rappoltsweiler statt Ribeauville u. s. w. Das sind natürlich lauter Gewaltthätigkeiten. Aber viel schlimmer ist noch, daß die französische Geschichte jetzt ohne Schminke gezeigt wird, wobei allerdings lo Roi Solsil, Napoleon der Große nnd andre nicht ganz gut wegkommen. Der Verfasser versichert, daß überhaupt alles Erdenkliche geschehe, um Haß und Rachcgefühle gegen das Nachbarvolk zu nähren — wo? in Frankreich? nein, in Deutschland. Zu dem Zwecke erhalte man z- B. das Schloß Heidelberg im Zustande der Ruine! Es ist schade, daß Graf d'Herisson während seiner Studienzeit in Heidelberg nicht einen Ausflug nach Worms und Speier gemacht zu haben scheint, denn daß die ärmliche Wiederherstellung der von seinen Landsleuten ausgebrannten dortigen Dome ebenfalls auf Absicht beruhe, daß die einst so blühenden Städte künstlich in ihrem jetzigen Zustande erhalten würden, um die Schandwirtschaft der Franzosen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, das würde er doch wohl kaum annehmen. Er hätte auch leicht in Erfahrung bringen können, daß ein Verein entstanden ist, um für das Schloß Heidelberg größere Mittel aufzubringen, da die vorhandenen nicht ausreichten, den fortschreitenden Verfall aufzuhalten, und daß sich Stimmen dafür erhoben haben, den Wiederaufbau des Schlosses als Nationalsache zu betreiben, wie einst die.Vollendung des Domes zu Kölu. Für alle Fälle möchten wir dem Verfasser empfehlen, sich mit der in Text und Abbildungen vortrefflichen französischen Publikation über Heidelberg (von Pfnor) bekannt zu machen. Sie kann ihn über die Umstände, unter denen die Pfalz verwüstet wurde, aufklären, ihm beweisen, daß es sich da nicht um un trist 6vsn,ömont, sondern um eiu durch nichts zu beschönigendes wiederholtes Bubenstück handelt, und er wird dann bei seinem Gerechtigkeitssinne nicht wieder die Einäscherung und Plünderung wehrloser deutscher Städte in eine Linie stellen mit der Beschießung befestigter französischer Plätze durch „die Truppen des Kaisers Wilhelm." Schon jetzt, meint er, falls es wahr sein sollte, daß die Asche der Kurfürsten von der Pfalz auf Befehl Ludwigs XIV. ans den Gräbern ge-