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Teil 4, Hälfte 1 (1924) Die Karte des Ost-Mbamlandes : nach den Aufnahmen der Expedition und unter Mitarbeit von Wilhelm Bobzin
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schränkten Zeit verzichten, doch wurden viele kartographische Skizzen unmittel­bar unter dem Eindruck des Gesehenen im Lager gemacht.

Ein sehr klares Bild von den hydrographischen Verhältnissen des Landes verschafften mir von jedem Aussichtspunkt aus die Uferwälder, die jeden Wasserlauf begleiten. So vermochte ich auf weite Entfernungen hin das Gewässernetz festzustellen.

Von den vorliegenden Routen und Peiltisch-Aufnahmen sind die der Strecken Ngambe-Bukamba-Ditam und Ditam-Jessom-Linde von Dr. Waibel aufge­nommen ; das letzte Stück bis Bfurru Labe ich später noch einmal topographiert bei der Umwanderung der Ndomme. Von Bambu bis Joko hat meine Frau die Route aufgenommen, als Dr. Waibel und ich krank waren. Alle übrigen Ro\iten sind von mir topographiert. Nur der direkte Weg Bengbeng-Ngambe und von Ngambe zum Mbanr und nach Bamum ist aus Hasserts Aufnahmen von 1908 übernommen und von mir nur nachgeprüft, ebenso die Route des Grafen Stillfried über die Höhe der südlichen Ost-Ndomme, die ich z. T. nicht selbst begangen habe.

Nach der Heimkehr im Frühjahr 1913 übergab ich das gesamte topographische Material unsrer Expedition der kartographischen Abteilung des Reichs- Kolonialamts unter Leitung von Moisel und Sprigade (im Kartograph. Institut von Dietrich Reimer). Da das Büro mit Arbeiten überhäuft war, konnte die Ausarbeitung meiner Aufnahmen nicht mit der erhofften Schnelligkeit ausgeführt werden, vielmehr wurde unter der Leitung von Moisel durch die Kartographen Bobzin, Erdmann, Jurisch und Wehlmann nur mit Unterbrechungen daran gearbeitet, so daß bei Kriegsausbruch gerade erst ,die Konstruktion der Routen und Peilungen vorlag und die Terrain-Zeichnung von Waibels Route. Wegen Beschäftigung des Büros für Kriegszwecke mußte die Arbeit an meiner Karte seit 1914 ruhen; nur ab und an konnte einer der Zeichner weiter daran arbeiten. Meinem verstorbenen Freunde Max Moisel sage ich aber besondern Dank für das Interesse und die Förderung, die er trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse meiner Karte immer noch angedeihen ließ. Ihm verdanke ich es auch, daß wenigstens ein Ausschnitt schon 1920 als Beigabe zu meiner Abhandlung überdas Inselberggebiet Nord-Tikars, in denzwölf länderkundlichen Studien von Schülern Alfred Hettners S. 215242, ver­öffentlicht werden konnte. G. Erdmann hat mit dem, die Schüler Moisels aus­zeichnenden, feinen kartographischen Verständnis diesen Ausschnitt aus bereits vorliegenden Konstrukionsblättern fertiggestellt.

Der Verlust der Kolonien, die Auflösung des Kolonialamts und damit auch seiner kartographischen Abteilung beendigte die Arbeit vorläufig, und jahrelang schien es, als ob sie nie wieder auf genommen werden könnte, da es mir nicht gelang, vom Staat oder von wissenschaftlichen Stiftungen, die über Mittel zur Ausarbeitung von Reiseergebnissen verfügen, einen Zuschuß zur Fortführung zu erhalten.

Wenn sie doch ermöglicht wurde, so verdanke ich das in erster Linie der gütigen und weitherzigen Hilfe des Fabrikanten Karl Jurisch inLeipzig,der mir, einem fast Fremden, 1921 die nötigen Mittel zur Verfügung stellte. Ich konnte