Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
748
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l)r. L. Sander und Dr. Hennig.

vermischt, zuletzt aber hart und trocken, von fast schwarzer Farbe und ekelhaftem Geruch.

In dem öfter unter Drängen abgesetzten, vermehrt eiweißhaltigen Harn ist Methämoglobin nachweisbar; in schweren Fällen nimmt der Harn eine braunrote Farbe an.

Das Blut zeigt schon makroskopisch sehr bald eine gelbliche Farbe, wird mit zunehmender Krankheit wässrig und gerinnt nicht mehr.

Die Zahl der roten Blutkörperchen (normal 78 Millionen pro cmm) nimmt derart ab, daß auf der Höhe der Krankheit nur 3, ja sogar oft nur 1 Million pro cmm zu zählen sind. Hämoglobingehalt mitunter nur 12 % des Normalgehalts (Fleischl).

Mit Zunahme des Zerfalls der roten Blutkörperchen sinkt die Temperatur selbst unter die Norm und zeigt damit den letalen Ausgang an.

Diagnose und Differentialdiagnose.

Zur Sicherstellung der Diagnose, welche erheblichen Schwierigkeiten unter­liegt, ist der Nachweis der Parasiten im Blute unbedingt notwendig, verbunden mit der Impfung.

Als Drittes kommt hinzu der Nachweis der vorhandenen Hämoglobinämie entweder durch Zählung der roten Blutkörperchen, Bestimmung des Hämoglobin­gehaltes oder durch äußerlich sichtbare Anämie der Schleimhäute. Das Erkennen der Parasiten, namentlich der kleinen Jugendformen, ist mitunter nicht leicht; es ist hierzu eine wiederholte Untersuchung nötig, da wenig Parasiten im erwachsenen Zustande aufzufinden, kleine Jugendformen dagegen etwa nach 24 Stunden zahlreich nachzuweisen sind.

Da die Krankheit nur beim Rinde nachgewiesen ist, so ergibt die Impfung neben dem Nachweis der Parasiten im Blute erst eine absolut sichere Diagnose.

Der klinische Befund allein genügt keinesfalls, da Hämoglobinämie auch bei anderen Bluterkrankungen vorkommt; Hämoglobinurie ist gleichfalls zur Sicher­stellung der Diagnose nicht ausreichend, da dieselbe bei einem großen Teil der an Piroplasmose erkrankten Rinder fehlen kann.

Prognose.

Die Prognose ist ungünstig, es gehen ~!z aller an der Piroplasmose erkrankten Rinder zugrunde. Nur bei jungen Tieren ist die Prognose etwas günstiger, es geben dieselben einen größeren Prozentsatz der Rekonvaleszenten ab.

Behandlung.

Die medikamentöse Behandlung ist zurzeit völlig aussichtslos und auch nicht durchführbar.

Symptomatisch könnten Cardiaca und salinische Mittel zur Anwendung kommen.

Auch Chinin und intravenöse Injektionen von 1 % Argentum colloidale könnten versucht werden. Im übrigen beschränkt sich die Behandlung auf gute Pflege, ev. Verabreichung von Grünfutter und kaltem, klaren Wasser.

Inwieweit die von Evers empfohlene Behandlung, die in subkutaner Injektion von 5,0 g Hämoglobin und 25 ccm physiol. Kochsalzlösung (später 1520 g) be­steht, von Erfolg begleitet ist, entzieht sich meiner Kenntnis.