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Dr. L. Sander und Dr. Hennig.
Leibesringes als kegelförmige, nach vorn gerichtete Hörnchen, während die hintersten da liegen, wo sie die Made hat. Die Puppenruhe dauert vier bis sechs Wochen. 1 )
Der afrikanische Wadenstecher (St. calcitrans L.? vel n. spec.?), der für mein Auge von dem europäischen in der Färbung sich wohl unterscheidet, ist von der ungefähren Größe der Stubenfliege, vielleicht ein wenig kleiner, etwa 8 mm lang. Er gleicht ihr in der allgemeinen Erscheinung und Flügelhaltung außerordentlich, so daß für den Laien das sicherste Unterscheidungsmittel die Beachtung des Stech- riissels bleibt.
Im einzelnen ist die Färbung des Rückenschildes hellrehbraun mit vier schwärzlichen mehr oder weniger scharf abgesetzten geraden Längsstreifen; das Schüppchen hat die gleiche Grundfarbe mit einem dunkelbräunlichen Tupf in der Mitte. Der kurze, viergliedrige Hinterleib ist ungefähr herzförmig, gegen die Brust fast viereckig abgesetzt und erscheint sehr viel kürzer und voller als der der Tsetse. Er trägt eine aus dunklen in Längsreihen angeordneten Dreiecken bestehende Zeichnung, die auf schmutzig ledergelbem Grunde stehen und bei flüchtigem Zusehen wie zwei schwarze Querbinden erscheinen, da Vorderrand und Hinterspitze gleichfalls dunkel sind. Die Flügel sind vielleicht etwas länger als bei der Stubenfliege. Die Unterseite der ganzen Fliege ist schmutzig ledergelb und stark schwärzlich behaart.
Der Kopf trägt ein Paar große kastanienbraune, von einem weißen Saum eingefaßte Augen, die beim Männchen in der Mittellinie der Stirn zusammenstoßen, beim Weibchen einen Zwischenraum lassen. An der Unterseite trägt er einen dunkelflohbraunen, doppelt gelenkigen Rüssel, der in der Ruhe und beim Stechen senkrecht nach unten gestellt, beim Fliegen im Gelenk rechtwinklig nach vorn abgebogen wird, so daß er wagerecht über den Kopf hinausragt. Er erscheint für das unbewaffnete Auge glatt und glänzend, wie poliert und stellt eine Röhre von sehr viel stärkerem (äußerem) Durchmesser dar als der der Tsetse. Unmittelbar an der Unterseite des Kopfes beginnt er mit einer weiten, kelchförmigen, beweglichen Ampulle, an deren Spitze der eigentliche Stechrüssel gelenkig eingesetzt ist; in der Gegend des Gelenkes ist er außerordentlich stark eingeschnürt und sein Anfangsteil scharf dagegen abgesetzt.
Der afrikanische Wadenstecher legt wie sein europäischer Vetter seine Eier in den frischen Dung der Haustiere und des Wildes. Da dieser aber fast ausschließlich im Freien abgesetzt wird, so kommen für die Entwicklung der Larven und Puppen hauptsächlich die weniger regenreichen Jahreszeiten in Betracht. Denn in der vollen Regenzeit wird der Dung so schnell auseinandergewaschen, daß er nicht als Brutstätte für Fliegenmaden dienen kann. Dementsprechend habe ich auch kurz vor Einsetzen der Regenzeit diese Fliege am zahlreichsten beobachtet. Sie bedeckt dann unter Umständen zu Hunderten ein einzelnes Stück Vieh.
Für eine Ausrottung der Fliege ist natürlich diese verstreute Brutgelegenheit über das ganze Feld hin ein erschwerender Umstand. Andererseits wird sie aber auf diese Weise nicht zu solchen Schwärmen an wachsen können, als unser heimischer, sich vornehmlich in Ställen und Dunggruben entwickelnder Wadenstecher.
Die von unserer heimischen Stechfliege behauptete Eigentümlichkeit, daß sie in der Ruhe stets mit dem Kopf nach aufwärts sitze, teilt nach meinen Beobachtungen die afrikanischen Art nicht.
Von den Philippinen her (Cuiiry, Salomon und Stiles) wird gleichfalls ein als „Stomoxys calcitrans L.“ bezeichneter Wadenstecher als Überträger der Surrah gemeldet. Die Trypanosomen sind lebend in ihrem Darminhalt nachgewiesen, ein
J ) Entnommen aus Brehsts Tierleben. II. Aufl.