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Dr. L. Sandeb und Dr. Hennig.
Surrali zu erklären. Eine weitere Stütze erhält diese Ansicht dadurch, daß Vallee und Panisset in Alfort festgestellt haben, daß die Mbori Cazalbou’s im Sudan identisch mit Surrali ist. Daß Koch bei seinem ersten Aufenthalt in Deutsch- Ostafrika die von ihm dort gesehenen Trypanosomen für identisch mit denen der Surrali — und Koch kam gerade von Indien nach Ostafrika — hielt, kommt auf dasselbe heraus. Es würde denn also auch in Ostafrika die Surrali durch Sto- moxiden übertragen.
In Indien selbst werden von den Eingeborenen zwei Bremsenarten, Tabanus tropicus und lineola, 1 ) beschuldigt, die Surrali zu verbreiten. Rogers gibt an, daß es ihm gelungen sei, auf diese Weise Hunde und Kaninchen mit Surrali zu infizieren. Dies gelang aber nur, wenn die Bremsen unmittelbar nach dem Saugen auf einem kranken Tier ein gesundes angingen. Und damit halte ich die Holle der Bremsen als natürliche und allgemeine Verbreiter einer Trypanose für ausgeschaltet. Solch unmittelbares Nacheinandersaugen auf krankem und gesundem Tier stellt eben nur eine mechanische Übertragung vor und kann gelegentlich wohl von jedem stechenden Insekt besorgt werden. Im natürlichen Verlauf wird aber ein Angehen eines zweiten Tieres, nachdem das Insekt einmal auf dem ersten zu saugen begonnen hat, die Ausnahme bilden und nicht die Regel; denn in der Regel saugt sich eben der Blutsauger an einem Tier bis zur Sättigung voll. Aus diesem Grunde halte ich auch alle bisherigen Versuche, die alle —■ auch die klassischen Bruce’s — in der Weise angestellt wurden, daß man entweder die Fliegen vor voller Sättigung abnahm und gleich auf ein anderes Tier setzte oder ohne sie inzwischen, nach dem infizierenden Saugakt, wieder saugen zu lassen, aufs neue ansetzte, für verfehlt. Es kam stets nur die Wirkung eines einzigen Saugens zur Geltung, während die Trypanosomen zu ihrer Entwicklung zweifellos ebenso wie die Fliege in bestimmten Zwischenräumen die Zufuhr neuen Blutes zu ihrer Ernährung bedürfen. Und weil dies nicht beachtet wurde, konnte auch, wie es geschehen, aus den früheren Versuchen der Schluß gezogen werden, daß in den Fliegen keine Weiterentwicklung der Trypanosomen vor sich gehe, sondern daß die Übertragung nur eine mechanische sei; und das trotz aller zwingenden Hinweise, daß es anders sich verhalten müsse.
Bei den Bremsen ist übrigens die Möglichkeit einer mechanischen Übertragung größer, als bei anderen Stechfliegen: sie brauchen entsprechend ihrer Größe sehr viel mehr Blut zur Sättigung und ihr Stich schmerzt infolge des starken Rüssels viel stärker; sie werden also eher vor voller Sättigung verjagt werden, als andere Stechfliegen.
Jedenfalls wird man aber nicht fehlgehen, wenn man den Schluß zieht, daß auch in Indien eine Stechfliege die Surrali verbreite, weil dies auf den Philippinen, auf Mauritius und höchstwahrscheinlich auch in Afrika geschieht. Lingard’s Behauptung, daß die Verbreitung der Surrali in Indien durch Futter und Wasser geschehe, wird man dagegen, vor allem nach Koch’s Feststellung von einer Entwicklung des Trypanosomas im Fliegenleibe, nunmehr als abgetan ansehen dürfen.
Beim Mal de Caderas ist ein Überträger noch nicht sicher bekannt. Da aber die Seuche nach guten Beobachtungen mit einem großen Sterben unter den Capybaras (Wasserschweinen) vergesellschaftet zu sein pflegt, wird man wohl auch hier einen belebten Überträger voraussetzen dürfen. Voges beschuldigt die „Mosca brava“, eine Stomoxysart, Lignieres, Elmassian und Migone haben „Garräpatos“ = Zecken in Verdacht.
b Von den Bremsen saugen nur die Weibchen Blut; von den Tsetsen und Wadenstechern beide Geschlechter.