Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
694
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I

694 Dr. L. Sander und Dr. Hennig.

daß die natürliche U erbreituug der (acht) afrikanischen Trypanosen nur durch eine ganz bestimmte Fliegengattung, die Tsetsen (Glossinac Wiedemann ) geschieht, mußte diese Fliegen als die eigentlichen Wirte, in denen die geschlechtliche Entwicklung der Trypanosomen vor sich geht, vermuten lassen.

K. Kocii gibt in Nr. 47 der Deutschen medizinischen Wochenschrift vom 23. November 1905 au, daß er einen Entwicklungsgang der Trypanosomen in der Tsetse 1905 beobachtet hat; doch ist es ihm nach dieser vorläufigen Mitteilung noch nicht gelungen, dessen vollen Verlauf festzustellen. 1 ) (Vgl. S. 643.)

Damit dürfen wir voraussetzen, daß es auch für die Trypanosomen im Warm­blüter nur bis zur Bildung von Makro- und Mikrogametocyten kommt, die sich erst beim Austritt aus dem Warmblüter in den Fliegenleib zu Makro- und Mikrogameten entwickeln. Der weitere Gang dürfte dann wohl nach Analogie der Sciiaudixx- Prowazeksehen Feststellungen bei Spirochaeta ziemanni und Trypanosoma muscae domcsticae: Oocysten-, Sporozoitenbildung, Hineingelaugen dieser letzteren beim Saugen der Fliege in das blutsaugende Tier sein.

Ob in diesem in weiterer Analogie zu den genannten Parasiten auch bei den uns hier beschäftigenden Trypanosomen ein Wechsel zwischen den an Nährzellen festhaftenden,würmchen- = gregarinenälmlichen Stadien und geißeltragenden, trypanosomagleichen, beweglichen Formen in "Wirt und Zwischenwirt stattfindet, wäre noch festzustellen. Mir will nach dem, was ich an einigen wenigen eigenen in Afrika zu sehr früher Morgenstunde entnommenen Blutproben gesehen habe, nicht unwahrscheinlich erscheinen, daß Entnahme zu noch früherer Stunde ähnlich wie Schaudixx es bei dem Kauz gesehen hat, auch bei diesen Säugetiertrypanosen solche gregarinenähnliche Formen uns kennen lehren wird.

Die Entnahme des Blutes zur Untersuchung auf Trypano­somen und die Behandlung der Präparate geschieht im wesentlichen nach den für Malaria gültigen Vorschriften, auf die ich hiermit verweise. Als Entnahmestelle wird bei den Haustieren gewöhnlich das 0 h r gewählt; bei Dourine (s. dort) ent­nimmt man die zu untersuchende Gewebsflüssigkeit besser den Quaddeln. Ich möchte aber empfehlen, an Stelle des Ohres gelegentlich auch andere Stellen zu wählen; wenigstens ist es mir so vorgekommen, als ob man mehr Aussicht hätte Trypanosomen im Blute des Rumpfes z. B. auf dem Schulterblatt zu finden, wenn nur wenig davon im Blute kreisen. 2 ) Größere Blutmengen werden in be­kannter Weise mit der Kanüle aus den größeren Venen entnommen.

Künstliche Übertragung.

Die künstliche Übertragung der Trypanosen auf gesunde Tiere kann durch Aufbringen des kranken Blutes auf jede Wunde oder oberflächlich wunde Stelle zustande kommen. Da aber dieser Weg nicht zuverlässig ist. vollzieht man die Infektion gewöhnlich durch subkutane, oder durch intravenöse, oder durch intra­peritoneale Einimpfung; am häutigsten kommen subkutane und intraperitoneale Impfung zur Verwendung. Bei ersterer dauert die Inkubation gewöhnlich länger als bei der intravenösen, bei dieser wieder etwas länger als bei der intraperitonealen. Letztere ist auch die sicherste Methode.

J ) Schon früher hat Ziemann eine einzelne darauf hinweisende Beobachtung mit- geteilt.

2 ) Für die Entnahme der Cerebrospinalflüssigkeit und Untersuchung des Blutes bei Schlafkrankheit siehe dort. Das Centrifugieren trypanosomenarmen Blutes empfiehlt sich gelegentlich auch bei den tierischen Trypanosen. Färbung, Verhalten der Trypano­somen in der Leiche, Einwirkung von Zusätzen zum Blut und verschiedenen Temperaturen auf die Trypanosomen. Züchtung usw. siehe bei Lühe.