Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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614
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W. B. Leishman.

Gewisse Maßregeln scheinen schon heute gegenüber der epidemischen Form gute Dienste zu leisten und sind während der letzten Seuche in Assam bei den Kulis auf den Pflanzungen nach Rogers Vorschrift mit offenbarem Nutzen durch­geführt worden, obschon sie noch auf der alten Anschauung beruhen, daß Kala Äzar eine schwere und übertragbare Form von Malaria sei. Man ging in folgender Weise vor:

1. Alle frisch eingeführten Arbeiter wurden in einem neuen Lager unterge­bracht und der Besuch der alten Niederlassung streng untersagt.

2. Aus einer nur leicht infizierten Niederlassung wurden alle Kranken mit ihren Familien in ein abgesperrtes Lager (segregation camp) gebracht, ihre Hütten verbrannt und nicht wieder aufgebaut.

3. Aus schwer verseuchten Niederlassungen wurden alle Kranken mit ihren Angehörigen entfernt und wie oben isoliert, in der kalten Jahreszeit aber, wo Neu­erkrankungen als ein seltenes Vorkommnis zu betrachten sind, wurden auch die Gesunden in frische Quartiere überführt, die alten Hütten aber verbrannt und gänzlich verlassen.

Nach Piiice ist auf diese Weise der Ausbreitung der Epidemie in befriedigen­der Weise Einhalt getan worden. Außerdem soll nach Pkice und Rogers Chinin prophylaktisch von Nutzen sein.

Die Verhütung der sporadischen und endemischen Erkrankungen ist naturgemäß eine noch schwierigere Aufgabe. Prophylaktische Vorschriften zu diesem Zwecke beruhen, ehe wir die Ätiologie der Krankheit kennen, nur auf vagen Vermutungen und Hypothesen.

Erklärung (1er Tafel XII.

Fig. 1- Fig.

n

-5.

1.

2 .

3.

4.

5.

Kala Az ar- Par a si t e n.

Isolierte Parasiten von verschiedener Form aus Milz und Leber in Ausstrich­präparaten aus den Geweben.

Teilungsformen der Parasiten aus Leber und Knochenmark.

Große mononukleäre Zellen aus der Milzpulpa mit in dem Protoplasma einge­betteten Parasiten.

Gruppen von Parasiten.

Phagocytosis eines Parasiten durch eine polynukleäre Zelle.

Fig. 615. Vermutliche Formen von KälaAzar -Parasiten aus einer Kultur von mit Zitronensäure versetztem Milzblut bei 20° C.

Fig. ß. Früheste Veränderungen der Parasiten: Vergrößerung und dunklere Färbung des Protoplasmas, Makronukleus vergrößert und weniger dicht gefärbt.

7. Weitere Vergrößerung. Vakuolisierung des Protoplasmas.

,, 8. Teilung der vergrößerten, keine Geißel zeigenden Parasiten.

,, 9. Entwicklungsstufen der Geißel.

,, 10. Kleine bimförmige mit einer Geißel versehene Parasiten.

,, 11. AVeitere Entwicklungs- und Teilungsformen der mit einer Geißel versehenen Parasiten.

12. Trypanosomenartige Formen der mit einer Geißel versehenen Parasiten.

,, 13. u. 14. Geißelformen mit deutlich erkennbarer Bildung neuer Parasiten durch Abtrennung eines Teiles des Parasiten.

,, 15. Kleine geißeltragende Parasiten, welche offenbar durch den Teilungsvorgang (Fig. 13 u. 14) entstanden sind.

Färbung nach der von Leishman angegebenen Modifikation der RoMANOWSKY-Färbung.

Literatur.

1902 Benteey, C. A., Kala Azar as an analogous disease to Malta Fever. British Medical .Journal. Sept. 20.

1904 Derselbe, A short note on the parasite of Kala Azar. Indian Medical Gazette. March. 1904 Derselbe, Notes upon Kala Azar and the new parasite. British Medical Journal. Sept. 17.