Kala Azar.
595
so daß das Studium des Verhaltens derselben zu dem sie umgebenden Gewebe möglich ist.
Fig. 1 und 2 geben Schnitte aus Milz und Leber wieder, welche nach meiner Chromatinmethode gefärbt und mit dem Abbe’schen Apparat gezeichnet sind. In der Milz werden die Parasiten fast ausnahmslos in dem Protoplasma großer Zellen von stark wechselnder Größe und Gestalt gefunden, deren Kerne oft unregelmäßig sind, wenig Chromatin enthalten und vielfach seitlich gelagert sind. Diese Zellen messen 10—35 in der Länge und 8—15 fi in der Breite (Taf. XII Fig. 3). Sie werden besonders in der Milzpulpa angetroffen und nur selten in den Follikeln dort, wo diese in die Pulpa selbst vorgeschoben sind.
Die Parasiten kommen in den Zellen oft in enormen Mengen vor, es sind 100—200 in einer einzigen Zelle gezählt worden. Ihr Chromatin ist scharf und klar gefärbt und zeigt keine Spur von Zerfall oder intrazellulärer Verdauung.
Außer in diesen besonderen Zellen werden die Mikroorganismen gelegentlich in polynukleären und mononukleären Leukocyten angetroffen (Taf. XII Fig. 5).
In der Leber kann man die Parasiten in ähnlichen großen einkernigen Zellen, welche im Lumen der intralobulären Kapillaren liegen, finden, ln den Leberzellen sind sie in der Regel nicht nachweisbar.
Im Knochenmark, in den Lymphdriisen und anderswo treten sie ebenfalls im Protoplasma ähnlicher großer Zellen oder in Leukocyten, selten aber frei in den Geweben auf.
Die Natur der Zellen, welche die Parasiten beherbergen, verdient große Beachtung. Die Forschungen von Marchand und Ledingham und von Ciiristophers haben ergeben, daß wenigstens die Mehrzahl derselben Endothelzellen der kleineren Kapillaren sind, welche die Parasiten aufnehmen und dabei stark an Umfang zunehmen, manchmal sich von der Gefäßwand ablösen und in das Lumen frei werden. Marchand und Ledingham nehmen jedoch an, daß nur einige Zellen endothelialen Ursprungs sind, und daß die meisten in der Milz vorkommenden in Wirklichkeit vergrößerte Milzzellen sind, von denen eine Anzahl mit dem Blutstrom in die Leber gelangen, wo sie in den intralobulären Kapillaren angetroffen werden. Ciiristophers ist wiederum der Ansicht, daß sie sämtlich endothelialer Natur sind.
Wie dem auch sei, sicher geht seitens dieser Zellen die Phagocytose der Parasiten in großem Umfange vor sich, und wahrscheinlich findet auch die Vermehrung ersterer zum großen Teile innerhalb dieser Zellen statt, und wenn die Zellen zerfallen oder durch die Tätigkeit der Parasiten zerstört werden, so dringen letztere prompt in andere Zellen ein oder werden von solchen aufgenommen.
Vork ommen der Parasiten im Blute. Der großen Mehrzahl der Autoren ist es nicht gelungen die Parasiten im peripheren Blute nachzuweisen.
In sehr schweren Fällen jedoch, wo diese in ungeheurer Zahl in Milz und Leber vorhanden sind, hat man sie vereinzelt in den polynukleären und großen mononukleären Leukocyten gefunden.
Der Ansicht, daß sie Schmarotzer der roten Blutkörperchen seien, wird bei Besprechung ihrer biologischen Natur gedacht werden.
Verbreitung der Parasiten im Körper.
Milz. Wie schon gesagt, sind sie in diesem Organ fast in jedem darauf untersuchten Falle von Kala Azar gefunden worden und zwar in bedeutender Menge, wobei ihre Zahl der Schwere und Dauer der Erkrankung einigermaßen entsprach. Dieses konstante Vorkommen ist für die Diagnose von größter Bedeutung, indem die Milzpunktion die einzige zuverlässige Methode zur Auffindung der Parasiten bildet.
38 *