Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
529
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Malaria.

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2. Ausrottung der Anophelinen. (Mechanische Prophylaxe.)

Nach Koch ist die Ausrottung der Moskitos in tropischen Malariagegenden unausführbar. Dieselben fänden in der tropischen Regenzeit eine solche Fülle von Entwicklungsbedingungen, z. B. auch in den wassergefüllten Höhlungen von Blättern usw., daß ein Erfolg von einer Bekämpfang des Anopheles nicht zu erwarten wäre. In dieser Allgemeinheit ausgesprochen, dürfte dieser Satz aber durchaus nicht für alle Tropengegenden zutreffen. Z. B. in Kamerun war es mir bisher nicht möglich, Anopheleslarven in wassergefüllten Blatthöhlungen zu finden, wohl aber Culexlarven.

Mit jedem Tage vermehrt sich unsere Kenntnis in der pathologischen Be­deutung der Moskitos als Krankheitsüberträger überhaupt. Ich erinnere nur an die ebenfalls durch Moskitos übertragene Filariakrankheit der Menschen und Tiere, die viel verbreiteter und zum Teil gefährlicher zu sein scheint, als man früher an­nehmen konnte. 1 ) Und haben nicht andere Insekten, die für die Tropenpathologie so außerordentlich wichtigen Stechfliegen (Glossinen) nicht auch, zum Teil wenig­stens, ähnliche Entwicklungsbedingungen wie die Moskitos! Die möglichst radikale Bekämpfung aller dieser ungebetenen Gäste ist dringend zu wünschen.

Wir erfuhren ferner, daß die Moskitofauna in den Malarialändern sehr verschie­den ist, daß einige Anophelinen fast als unschädlich zu bezeichnen sind, z. B. der in Indien weit verbreitete Anopheles rossii , scheinbar auch Anopheles pharoensis Theobald in Afrika und andere.

Mit jedem Tage lernen wir besser die Entwicklungsbedingungen jeder Spezies kennen. Nur auf dem systematischen Studium dieser früher ausschließlich den Entomologen interessierenden Beobachtungen kann sich ein System der Moskito- Bekämpfung überhaupt aufbauen.

A) Vernichtung der Eier, Larven und Nymphen der Moskitos

kann erfolgen durch Zuschütten der Moskitobrutstätten oder auf chemischem und mechanischem Wege.

Man weiß, daß in Wasseransammlungen, in denen Fische und Frösche sich be­finden, die Anophelinen sich im allgemeinen nicht entwickeln, da sie von den Fischen auf­gefressen werden und auch die durch jene Tiere bewirkte Bewegung des Wassers schäd­lich wirkt. Man müßte also eigentlich Fische und Frösche, wo angängig, in alle ver­dächtigen Wasseransammlungen einsetzeu. Verf. sah aber in Westafrika Larven von i«o- 2 )heles costalis auch in sumpfigen Wiesen, die von Fröschen wimmelten.

Celli und Casaguandi haben mit zahlreichen mineralischen und vegetabili­schen Stoffen Versuche gemacht, um in den Tümpeln die Anophelesentwicklung zu hemmen, z. B. mit Kaliumpermanganat, Salmiakgeist, Chlorkalk, Sublimat. Eisen­sulfat, Kalium bichromicum, Tabaksblättern, Petroleum, Formalin, Kresol und einigen Anilinfarben usw. Am besten bewährten sich in Rücksicht auf den Preis Petroleum, Larvizid und Chrysanthemumblüten (Chrysanthemum cinerariaefolium). Auch Saprol und Maschinenöl ist empfohlen. Unter der dünnen Schicht von Petroleum bzw. Saprol ersticken die Larven in kurzem.

Nach Kivas ist Petroleum wirksamer zur Larvenvernichtung als Maschinenöl, unter welch letzterem die Larven zum Teil weiterleben konnten.

Laveran fand Petroleum ebenfalls bedeutend wirksamer als Maschinenöl, wenn

J ) Ziejiann: Beitrag zur Filariakrankheit der Menschen und Tiere in den Tropen. D. med. Wochenschr. 1905 Nr. 21.

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III.

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