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Dr. Hans Ziemann.
Behandlung (1er perniciösen ehronisehen Malaria und Malariahachexie.
Hei diesen Foigezuständen wird das Chinin entsprechend den schon früher erwähnten Grundsätzen mit bestimmten Zwischenräumen prophylaktisch gegeben, um Rückfälle zu vermeiden. Wir sahen aber schon, daß in verschleppten Fällen durch Chinin allein dieser Effekt nicht immer erzielt werden kann, und daß eine sinnlose Steigerung der Chinindosen den Kranken unter Umständen erst recht elend machen kann. Alles kommt darauf an, den Organismus selbst in seiner Widerstandsfähigkeit zu heben, besonders auch die durch die Malaria bedingte Anämie zu beseitigen. Gerade in diesen Fällen wirkt die kombinierte Anwendung von Chinin und Arsenik bzw. Chinin, Arsenik und Eisen ausgezeichnet. Bei den larvierten Formen, z. B. Neuralgien des Quintus, steht Arsenik schon seit langem in gutem Rufe. Als Präparate kommen bei chronischer Malaria neben den bereits erwähnten die bekannten Pillulae Blaudii in Frage, ferner die verschiedenen Fabrikate des Liquor ferri-albuminati. Auch Hämatogen (Hommel) wirkt oft ausgezeichnet, bzw. das gewöhnliche Ferrum carbonicum saccharatum. Der Erfolg der Kur muß genau überwacht werden, damit nicht das Arsenik oder Eisen durch schädliche Wirkungen auf den Magendarmkanal sogar versclilimmernd auf den Zustand wirkt.
In Fällen von spärlichem Parasitenbefunde und unregelmäßigem Fieber sind kalte Duschen und Tuberkulininjektionen empfohlen, um dadurch die Parasiten einer energischen Therapie in der peripheren Blutbahn zugänglich zu machen (Bassexge) ev. nach Umwandlung der Makrogameten in Schizoiden. Man wird natürlich mit diesen Prozeduren bei schwachen anämischen Personen und vor allem bei Schwarzwasserfieberkandidaten, d. h. solchen, die eben einen Anfall von Schwarz Wasserfieber überstanden haben oder schon mehrere Male an Schwarz wassert) eher erkrankt waren, sehr vorsichtig sein müssen und streng individualisierend Vorgehen.
L£moine gab in einem Falle mit starken Fieberparoxysmen, die alle 7—8 Tage auftraten, und in denen es trotz aller Anwendung von Medikamenten zur Kachexie gekommen, kalte Duschen von anfangs 10° C mit vollem Druck gegen die Beine und abgeschwächtem Druck auf Brust und Rücken, die später bis zu einer Minute Dauer verlängert wurden. Unter gleichzeitiger medikamentöser Chinin- und Arsenbehandlung erfolgte völlige Heilung.
Was in diesem Falle vorzüglich gewirkt, wäre bei Schwarzwasserkandidaten der helle Wahnsinn gewesen.
Die Hydrotherapie kann und darf meines Erachtens nur in gut geleiteten Anstalten, die am besten 300—500 m über dem Meere liegen, bei chronisch Malariakranken oder Kachektischen zur Anwendung gelangen, z. B. in Badenweiler im Schwarzwald (Deutschland). Dann allerdings oft mit glänzendsten Resultaten, vorausgesetzt, daß die Hydrotherapie mit einem streng individualisierenden, vorsichtig beginnenden und mit Chiningaben verbundenen Regime kombiniert wird. Mäßige Höhenlagen verbessern die Aussichten der Behandlung.
Bekanntlich kommt es bei chronischer Malaria und Kachexie oft zu einer außerordentlichen Schlafsucht, nicht ganz selten aber auch bei nervös Veranlagten zu einer Schlaflosigkeit, die die Genesung sehr hindert, und sich beim Tropenbewohner schon vor dem Auftreten akuter Fieber zeigen kann. Eine medikamentöse Behandlung durch Narkotika ist da sehr bedenklich, indem man den Teufel durch Beelzebub austreibt. V. verordnet in solchen Fällen in den Tropen kühle Vollbäder von Lufttemperatur statt der meist üblichen Duschen, die mehr excitierend wirken und abends vor dem Schlafengehen Einhüllen des nackten Körpers in ein feuchtes,