Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
497
Einzelbild herunterladen
 

Malaria.

497

1899 Visser, S., Chinine als voorbehoedmiddel tegen malaria. Geneesk. Tijdsch. v. Ned. Ind. XXXIX. Aufl. 2. p. 184.

1898 Zangori, F., Alcune osservazioni sull euchinina. Rif. med. Nr. 156.

III. Methylenblau, Nemiiethylenblau, Anilinblau, Acetbylleukoniethylenblau.

Methylenblau wurde von Ehrlich und Guttmanx in die Malariatherapie ein­geführt, in der Hoffnung, daß durch diesen Farbstoff die Parasiten im Körper ge­schädigt würden. Sie gaben es in Dosen von 0,1 in Gelatinekapseln täglich 57 mal. Die Ansichten über die Wirkung sind sehr verschieden. Röttker, Kettli, Dubrowski und Oll wie nahmen Veränderungen der Malariaparasiten an. Nach Kunst wirkt es gut bei Tertiana simplex in Fällen, wo Chinin nicht wirkt, weniger bei anderen Parasiten. Die Parasiten verschwänden zwar nicht so schnell wie bei Chinintherapie, aber das Fieber hörte bald auf.

Rose sah eine Supraorbital-Neuralgie durch Methylenblau heilen, wo Chinin ver­geblich gegeben.

Atkinson sah bei 2 g rein. Methylenblau, dreimal täglich, 1 Woche hindurch gegeben, Gametocyten der Perniciosa schwinden, mußte es aber wegen Beschwerden des Patienten in Gestalt von Erbrechen und Magenkatarrh aussetzen.

Iwanoff fand bei 0,3 Methylenblau pro die am Ende des 2. oder Anfang des 3. Tages eine wesentliche Verminderung der amöboiden Beweglichkeit der Tertianaparasiten und eine Zerreißung des Plasma in mehrere Kügelchen. Bei den Gametocyten der Perniciosa bemerkte er Schrumpfung des Plasma, eine weniger intensive Färbung der Peripherie­bezirke und eine mehr gleichmäßige Färbung der ganzen Parasiten. Eine oder die andere Hälfte der Gametocyten dehnte sich mehr aus, nahm verschiedene Formen an, oder ver­schwend auch gänzlich! Die Perniciosaparasiten werden nicht beeinflußt. Nach Twanoff wdrkte das Methylenblau auf das Plasma der Parasiten, nicht auf das Chromatin im Gegensatz zum Chinin. (Vgl. frühere Ausführungen.) Derselbe Autor erzielte in 7 von 15 Fällen von Perniciosa mit Anilinblau und in 15 von 20 Tertianafällen Heilung also in 50 bzw. 75 ° 0 bei dreimal täglich 0,10,4 g. Nun, mit Chinin haben wir bei richtiger Therapie von Beginn an nahezu 100 °/ 0 Heilungen.

Rüge (1. c.) schreibt ihm eine Wirkung bei Quartana zu. Er scheint denselben Fall zu meinen, eine Guartana triplicata, die ich früher beobachtete, den einzigen Fall, wo ich ein allmähliches Abklingen der Infektion als möglicherweise bedingt durch die energische Methylenblautherapie nicht abläugnen will.

Andere Autoren wde auch A. Plehn, Grawitz und F. Plf.hn hatten keine Erfolge mit Methylenblau.

Verf. prüfte, einem Ersuchen Ehrlichs entsprechend, während einer Malariaexpedition nach Italien 1897 Methylenblau medicinale und Neumethylenblau in je drei Fällen von Perniciosa, Tertiana und Quartana bei Anwendung von Eiuzel- dosen von 0,10,3 g und von Tagesdosen von 0,9 steigend bis 2,0 g. Er bemerkte bei sorgsamstem mikroskopischen Verfolg der Behandlung nicht den geringsten Ein­fluß auf die Parasiten. Länger als 3 Tage haben es wegen der unangenehmen Nebenwirkungen wenige ausgehalten. Allerdings wurden nur Fälle von Neu­erkrankung, also ohne geringste Neigung zur Spontanheilung, ausgesucht.

Diese auf vorheriger Blutuntersuchung beruhende kritische Auswahl d e r F ä 11 e ist bei Versuchen mit Methylenblau früher vielfach durchaus nicht geübt worden.

Auch darf nicht vergessen w r erden, daß ein seit Wochen und Monaten au Malaria leidender Malariker, der unter ärmlichsten Verhältnissen lebt, nach der Überführung ins Krankenhaus plötzlich eine bis dahin nicht vorhandene Neigung zur Spontanheilung zeigen kann, die unter Umständen ganz mit Unrecht einer

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 32