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Dr. Hans Ziemann.
Tertiana. Gametocyten noch nicht zu entdecken, wohl aber einige reife Schizonten und £mn freie Merozoiten, sowie einige bereits endoglobuläre junge Schizonten. Die subjektiven aavr Beschwerden sind stark. Die Angst vor künftigen Fiebern groß. Was tun? 43 Stunden n9bi warten, also bis 5 Stunden vor dem nächsten Anfalle, wo sich mittlerweile schon einige agtn der so sehr widerstandsfähigen, die Rezidive vermittelnden Makrogameten unter Um- -m r l ständen gebildet haben, wo die Zahl der zirkulierenden Parasiten sich um das 15—24- -42-
fache vermehrt haben könnte? Das wäre irrationell.
Der Kampf gegen die Parasiten ist so schnell wie möglich zu eröffnen, so- -oa lange die jungen Schizonten sich noch nicht weiter in die Substanz des infizierten^ not' roten Blutkörpers eingegraben haben. Da das Erbrechen der Kranken eine Resorption rtoh der wirksamen Chinindose hindern würde, muß Chinin, falls das Erbrechen nicht Irin: zu stillen ist (vgl. den betr. Abschnitt) sofort intramuskulär eingespritzt werden. Wir li • haben daun die große Chance, den nächsten Anfall überhaupt zu koupieren. Bei ioci kräftiger Konstitution kann man zweckmäßigerweise am Ende des Anfalls sogar ein nio zweites Gramm Chinin geben. 24 Stunden später, am Tage der Apyrexie, sind die erb Parasiten gänzlich aus dem peripheren Blute geschwunden. Trotzdem geben wir 'iiva 1 g Chinin 24 Stunden nach dem Anfalle am fieberfreien Tage, sowie auch iIojj 5 Stunden vor dem nächsten, sonst fällig gewesenen Fieberanfalle.
In derselben Weise ist die Behandlung aufs energischste sofort aufzunehmen, pxei wenn eine neuauftretende Malaria eine schon bestehende Krankheit z. B. Tuber- -ie< kulose usw. aufs ungünstigste beeinflussen würde.
Handelt es sich dagegen um eine Neuerkrankung am Tage der Apyrexie bei rad
einem kräftigen Manne, so wird man mit dem Chinin ruhig bis 5 Stunden vor dem moi
Fieberanfalle warten, da man den Anfall jetzt doch nicht mehr mit Sicherheit fiox
koupieren kann, und man wenigstens die Aussicht hat, mit Chinin, 5 Stunden vor iov
dem Anfall gegeben und mehrfach wiederholt, eine radikale Heilung zu erzielen.
Bei Quartana wird man praktischerweise nach denselben streng individu- -uh * alisierenden, also nicht schablonenmäßigen Grundsätzen verfahren.
Selbst schwerer verlaufende Fälle weichen bei dieser Behandlung durchaus sur- den gewöhnlichen Chinindosen.
Ich denke dabei speziell an einen Matrosenartilleristen aus Lehe an der Weser, der 'i9b
1896 im Koma eingeliefert wurde, Gesicht blaurötlich verfärbt, Atmung äußerst ober- -19<
flächlich, nicht vermehrt, Puls kaum fühlbar, beschleunigt, Lid- und Pupillenreaktion nicht tdo
deutlich wahrnehmbar. Temperatur 39,5. Die Blutuntersuchung zeigte eine äußerst starke 9Ü'i
Tertiana duplicata. 1 g Chinin sofort und am Ende des Anfalls injiziert, brachte die 9xb
Malaria-Parasiten gleich zum Schwänden.
Bei sämtlichen Rezidiven, bei denen es ja doch schon zu Gametocytenbildung gm
gekommen, wird man prinzipiell das Chinin stets 5 Stunden vor dem nach mikro- -ot
skopischer Untersuchung zu erwartenden Anfalle verabfolgen, um den regelmäßigen uo'j
Verlauf der Schizontenentwicklung nicht zu stören.
Bei verschleppter Tertiana und Quartana mit irregulärem Ver- - r i*
laufe müßte durch genaue Blutuntersuchung der ungefähre Entwicklungsgang der toI Parasitengeneration festgestellt werden, um Chinin 5 Stunden vor dem Zeitpunkt Hb zu geben, an dem die Schizogonie wenigstens der meisten gleichaltrigen Schizonten ne; stattfinden würde. Viel einfacher und bequemer erscheint in solchen ue
Fällen Nocht’s Methode der Behandlung (vgl. später). Ist der Parasiten- -xre
befand sehr spärlich und unregelmäßig, die Infektion aber doch hartnäckig, so wird bu
man bei sonst gutem Kräftezustand eine Luftveränderung vorschlagen, womöglich xfo.
eine Reise ins Gebirge oder an die See, um ev. die Spontanheilung anzuregen. .ne
Auch wird man ohne Schaden, falls der Kräftezustand des Körpers es gestattet, r f9
einige Tage mit der Chinintherapie warten können, damit die unbeeinflußten Malaria- -ni