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Dr. Hans Ziemann.
halten, und daß die älteren Formen, welche ohne Zusammentreffen und Kopu- -nqi lation mit Makrogameten im Anophelesleibe dem baldigen Tode geweiht wären, t n9u durch Chinin schneller abgetötet werden, während die jüngeren, aber schon er- -v wachsenen Mikrogametocyten noch resistent bleiben.
In Malariablut, dem man in vitro Chiutnlösung zusetzt, lassen sich diese Fragen neu: nicht lösen, da die Resultate sich nicht auf die Verhältnisse im menschlichen Blute über- - 79 h tragen lassen.
Es ist ganz natürlich, daß im Präparat des hängenden Tropfens die Mikrogameto- -oto, eyten, wenn sie zur Mikrogametenbildung schreiten, einen andersartigen Widerstand dem msh zugesetzten Chinin entgegensetzen, als wenn sie noch von dem schützenden Mantel des aeh roten Blutkörperchens umhüllt sind.
Lo Monaco und Panichi haben bei Untersuchungen über die Chininwdrkung im mi hängenden Tropfen den Austritt der Parasiten aus den roten Blutkörpern beschrieben. n
Die Chinindosis, die nötig wäre, um jene Wirkung hervorzubringen, sollte w'ährend bno des Fieberstadiums eine geringere sein als während der Apyrexie, angeblich ein Beweis, r gio\ daß während des Fieberstadiums autiparasitäre Substanzen sich bildeten, w r elche die Wir- --n . kung des Chinins unterstützten. Vgl. Immunität.
Capograssi zeigte demgegenüber, daß die Entfernung der Parasiten aus den roten no: Blutkörpern bei den Versuchen Lo Monaco’s und Panichi’s der von denselben angewandten aer hypotonischen Salzlösung zuzuschreibeu sei, mit anderen Worten, der Veränderung des aab osmotischen Druckes. Der Austritt der Parasiten aus den roten Blutkörpern kann auch don bei hypotonischen, nicht mit Chinin versetzten Kochsalzlösungen erfolgen. Bei dem Ge- -of; brauch von isotonischen Kochsalzlösungen oder Serum von Gesunden, denen man einige Stunden vorher Chinin gegeben, scheint jedenfalls kein Austritt der Parasiten aus den U 9 b roten Blutkörpern zu erfolgen. Dagegen werden nach Capograssi die Parasiten bei An- -nii wendung von Chininserum mehr opak. Verf. hat in Kamerun einige Versuche derart inr gemacht, daß ein Tropfen des Blutes von Perniciosa-kranken Negerkindern im hängenden noh Tropfen mit 2 Tropfen zentrifugierten Serums von gesunden Negerkindern, die einige Stun- -uu den vorher 2 g Chinin erhalten hatten, gemischt wurde. Das Chinin war also in der -mb Mischung des Serums mit dem infizierten Blute in mehr als therapeutischer Dosis enthalten. .noc Blut von Negern wurde genommen, um etwaige hämolytische Wirkungen des Chinins auf die 9 ib roten Blutkörper auszuschalten, da ja bekanntlich der Neger als nahezu vollkommen H 9 n
immun gegen Hämoglobinurie zu bezeichnen ist. Ein Austritt der Parasiten aus den roten not
Blutkörpern konnte in gefärbten Präparaten der Mischung nicht mit Sicherheit festgestellt Jllo
w r erden, dagegen zum Teil eine schwächere Färbbarkeit des Plasma und Verzerrung des- -eal
selben bei den kleinen endoglobulären Formen. Leider konnten aus äußeren Gründen die 9 ib Versuche nur bei Zimmertemperatur von etwa 28° C und nicht bei Körpertemperatur an- -me gestellt werden; es regen diese Versuche zu weiteren an.
Man muß die unter 1—5 erwähnten Unterschiede in der Wir- -u :
kung des Chininsbei kritischer Würdigung seines therapeutischen itö
Wertes wohl berücksichtigen, und ebenso bei Erprobung aller 'io
anderen angeblichen Malaria heil mittel. Bei der allgemeinen Beur- -an
teilung der Wirksamkeit des Chinins, sowohl gegenüber den einzelnen Parasiten- -ne
arten, als auch gegenüber den einzelnen Entwicklungsphasen einer bestimmten ne
Parasitenart, muß man überhaupt alle Fälle ausschließen, wo es sich um eine 9iii
Neigung zur Spontanheilung handelt. Es scheint nicht nötig zu sein, daß in diesen ii9r
Fällen als äußerer Ausdruck der Neigung zur Spontanheilung immer gerade Gameto- - 0 J<
cyten im peripheren Blute zirkulieren. Vielmehr zeigen auch die Scliizonten in ui
solchen Fällen eine verringerte Resistenz gegen Chinin. Man kann also, was ais
früher gar nicht und auch jetzt noch viel zu wenig berücksichtigt fg
wird, durchaus nicht jeden Fall von Malaria gebrauchen, um a 11 ge- - 9;
mein gültige Gesetze für eine rationelle Chinintherapie her- -'i'