410
Dr. Hans Ziemann.
Je nach der Dauer der Zirkulationsstörungen und dem Gradeibn der dadurch bedingten sekundären Veränderungen (Hämorrhagieen, fio <)deme) werden die Ersch einungen und die Eo 1 gen in den einzelnen19n Organ Systemen verschieden sein. Wir wissen zweitens, daß durch das mb Blut die Toxine der Malaria nach allen Körperzellen des Organismus gelangen, wo yir sie je nach der Affinität im Sinne der Seitenkettentheorie Eiirlichs an die Körper- zellen in verschiedenen Graden gebunden werden.
Ewing sah einen Fall von 14 tägigem Goma bei Perniciosa, wo zwar im peripheren fwie Blute Gameten zu sehen waren, aber nicht in den Gehirnkapillaren bei der Sektion. Man aßh mull also ev. manche Fälle mit Gehirnerscheinungen allein durch Malariatoxine erklären. .n9\i
Die Disposition der einzelnen Organsysteme für die Erkrankung kann ferner •i9ir sowohl bei demselben als auch bei verschiedenen Individuen außerordentlich ibiJ wechselnd sein. Z. B. ist das durch Alkohol und Ausschweifungen in venere 9'ie zerrüttete Nervensystem ganz besonders reaktionsfähig auf die Schädigungen der hol; Malaria. Daß ein Magendarmkanal, der zu Diarrhöen neigt, bei Malariainfektion noi eher Darmerscheinungen aufweist, als bei einem gesunden usw. ist ebenfalls durch ihri vielfache klinische Erfahrung erwiesen.
Bei dieser Betrachtung hat es auch nichts Überraschendes, wenn, je nach ,i1oj dem Grade der bewirkten Schädigungen, in einigen Fällen dieselben mit den noi Malariaanfällen kommen und gehen, in anderen Fällen dagegen auch nach der ‘i9J Malariaheilung temporär und dauernd bestehen bleiben. Ja selbst nach dem Schwinden noi der Malaria kann es zu Erkrankungen gewisser Organ Systeme kommen, die auf die oil. Wirkung der Malariatoxine zurückzuführen sind, bzw. auf anfänglich latent ver- -io laufende Ernährungsstörungen infolge von Zirkulationshemmnissen. Übrigens an* haben wir ja auch bei anderen Infektionskrankheiten Komplikationen, die erst nach if- der scheinbaren Heilung der ersteren auftreten, die Nephritis nach Scharlach, t ib Lähmungen nach Diphtherie, progressive Paralyse, Tabes dorsalis nach Syphilis usw. ■'>'
Der genaue Mechanismus zwischen Zustandekommen dieser Folgekrankheiten und bn der ursprünglichen Infektionskrankheit ist nicht immer mit Sicherheit zu konstruieren, ,rr und um so weniger, wenn die tatsächlich vorhanden gewesene Malariainfektion nicht mehr ’ixl mikroskopisch nachzuweisen ist. Triantaphvllidks nimmt für letztere Fälle das Entstehen iio einer sog. Malariadiathese an. Solange nicht präziser der Zusammenhang gewisser Folge- -9 1 kranklieiten mit der primären Erkrankung, wie z. B. die Beziehung der tertiären Syphilis all zum Primärattekt, ersichtlich ist, kann man eine gewisse Berechtigung für den Stand- -b punkt von Triantaphyllides nicht verkennen.
Gewiß- waren vor Einführung der mikroskopischen Blutuntersuchung, Arzt fs und Laien in den Tropen nur zu sehr geneigt, jede Krankheitserscheinung in ui einer Malariagegend in den großen Topf „Malaria“ zu werfen. Viel Verwirrung §i und Unsicherheit der Anschauungen wurde und wird noch dadurch, besonders a‘J in den Tropen, angerichtet. Manche Erkältung, mancher vulgäre „Kater“ gilt dort J'i als Malaria. Indeß die Hyperämieen (Erytheme), Blutungen und andere Affektionen fr der Haut, Hypertrophien und Atrophien einzelner Organe, Trübungen der Hornhaut, r , ,f Paraplegien der Extremitäten, usw., wie sie bei Malaria beschrieben und z. T. eben- -1; -( falls sehr kritisch und ungläubig aufgefaßt sind, finden jetzt eine neue Beleuch- li' -i tung durch die Tatsache, daß z. T. alle diese Erscheinungen auch bei anderen n Protozoenkrankheiten der Tiere (Piroplasmose und Trypanosomenkrankheiten) gefunden n werden. Die Schaffung einer vergleichenden Pathologie der Protozoeninfektionen , n bei Menschen und Tieren kann daher nur befruchtend für unsere Auffassung ü der Protozoen wirken. Bei Besprechung der einzelnen Organsysteme kommen wir . *f auf diesen Punkt zurück. fl