Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
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l)r. Hans Ziemann.

Anophelinen in Gegenden ohne Tümpelbildung.

Lutz sah in Südbrasilien epiphytische Bromeliaceen, -welche Wasser auf­stapeln, in das der Anopheles lutxii seine Eier legte.

Es ist das insofern von Wichtigkeit, als wir nunmehr wissen, dal! tatsächlich Wald­moskitos existieren können, welche nicht auf das Vorhandensein von Tümpeln in der Erde angewiesen sind.

Auch die Eriocaulaceen können Moskitos beherbergen.

Bei den betr. wasserführenden Pflanzen findet man die Wasserreservoire am häufigsten am Grunde breitbasiger, stengelumfassender Blätter, eine Einrichtung, die man am häufigsten bei Monocotyledonen sieht. Das Wasser kann seine Herkunft entweder atmosphärischen Niederschlägen verdanken oder einem Sekretionsprozeß wie bei Nepenthes. Es ist klar, daß diese Wassermengen, falls sie vollständig vor dem Eintrocknen geschützt bleiben und genügend Licht und Luft bekommen, ebenso etwas Nährsubstanzen haben, sehr wohl als Brutplätze für Moskitos dienen können. Lutz lenkt die Aufmerksamkeit bei solchen Untersuchungen in Tropenländern hauptsächlich auf Nopenthaceen und Frey- einetien.

Euerer entdeckte Anopheleslarven auch in wassergefüllten Astlöchern eines Papaya­baumes (C-arica papaya) und in den Blattwinkeln von Kokospalmen.

Anophelinen auf Schiffen.

Hornicker sah an Bord von Schiffen zwischen den Blättern einer Cannaceaart, die von der Besatzung aus Honkong mitgenommen und in wassergefüllten Gefäßen ge­halten wurden, Anophelinen. Dieselben legten in die Gefäße Eier, so daß die Entstehung von Anophelinen und Malariaepidemien auch auf Schiffen unter gewissen Umständen möglich erscheint.

Außer der besonderen Beschaffenheit des Brutplatzes ist auch die Jahreszeit von Wichtigkeit für die Ablegung der Eier, Listox konnte z. B. in Indien während der Trockenzeit in künstlich angelegten Anophelesbrutplätzen keine Eiablage der Anophelinen bemerken, während die englische Malariaexpedition in Freetown zu dem entgegengesetzten Resultat kam. Das heißt nichts anderes, als daß in manchen Malariagegenden die Neuerkrankungen gebunden sind an die Regenzeiten, an welche sich die Moskitos in ihren Lebens­gewohnheiten allmählich akkommodiert haben, während in anderen Gegenden auch i n der Trockenzeit, falls nur gen ügende Wasseransammlungen da sind, eine Yermehvung der Anopheles und damit eine weitere Verbreitung der Malaria möglich ist.

5. Nahrung und Dauer der Entwicklung. Die normale Nahrung der sog. Hausanophelinen ist jedenfalls das Blut, und es sind auch die Larven nach Sciiaudixx vorwiegend Fleischfresser.

Eine Befruchtung tritt nur ein, wenn das Weibchen Blut gesogen hat, Weibchen, die mit Bananen gefüttert werden, legen nach Ross überhaupt keine Eier.

Da ich meine Anophelinen bei meinen Versuchen 1900 bei Fütterung mit PHanzen- säften nicht am Leben erhalten konnte, fütterte ich sie nur mit Wasser und Menschenblut, und ich hatte schon damals die Vorstellung, daß nur das Blut das geeignete Nahrungs­mittel bei Laboratoriumsversuchen wiire.

Die Weibchen können zu verschiedenen Malen Eier legen, jedesmal ca. löü2> >< l und in einer Saison durch 4 Generationen hindurch eine Nachkommenschaft bis 200 Millionen erzielen. Wie Rüge mit Recht bemerkt, sterben scheinbar nur die­jenigen Weibchen nach Eiablage, welche überwintert sind, während die Männchen gar nicht oder äußerst selten überwintern. Füttert man die Larven im Laboratorium