Malaria.
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auch aufs neue die Ansicht aus, daß die Malariakeime auf die junge Brut der infizierten Anopheles übergehen könnten. Die Literatur über die letzt erwähnten Autoren findet sich in den betreffenden Abschnitten über Ätiologie usw. erwähnt.
Geographische, tellurische und klimatische Beziehungen der Malaria.
A) Geographische Bedingungen.
Der Verbreitungsbezirk der Malaria fällt zwischen den 35.° Süd- und 63.° Nordbreite. Indeß ist die Verteilung auf die einzelnen Länder eine äußerst ungleichmäßige, sowohl was Schwere der Symptome, als auch Verbreitung anbelangt. Im speziellen dringt nach Hirsch die Malaria in Europa bis zum 63.—69.° N. B. vor, in Nordasien bis zum 55.°, an der Ostküste Nordamerikas bis ca. zum 45.° Nach Süden dringt sie in Australien nur bis zum 20.° S. B., in Afrika bis zum 30.°, in Amerika bis zum 35.° vor. Nach dem Äquator zu nimmt sie nach den übereinstimmenden Berichten aus allen Tropengegendeu an Heftigkeit und Ausdehnung zu.
Die Grenze der Malaria liegt nach Hirsch in der nördlichen Halbkugel zwischen den Isothermen von 15—16° C. durchschnittlicher Sommertemperatur.
Außerdem ist die Verbreitung insofern Schwankungen unterworfen, als die Malaria erfahrungsgemäß vor der Kultur in Gegenden, wo sie früher geherrscht hat, vielfach zurückweicht, während an anderen Orten eine Zunahme zu bemerken ist.
Die schwersten Malariagegenden sind in Europa Mittel- und Süditalien, Sardinien, Sizilien, Korsika, Südgriechenland, die Flußtäler der großen Flüsse Südrußlands, einige Nebenflüsse der Donau, einige Landstriche in der Türkei, in Asien einige Gegenden Turkestans, die dem Himalayagebirge vorgelagerten Sumpflandschaften, das Terai, die Landschaften am Fuße der Nilgiris, die Westküste Indiens, Hinterindien, holländ. Indien, weniger die Küste von Kleinasien und der Persische Meerbusen, in Afrika Senegambien, der Busen von Ober- und Unterguinea, das Kongobecken, die Küste Deutschostafrikas und Mozambique, die Insel Madagaskar, in Innerafrika ein großer Teil des Sudan und die Flußebene des Nil, in Amerika die Küsten, besonders die atlantische Küste, der Golf von Mexiko und das Missis- sippidelta, die Staaten von Neumexiko, Georgien und Florida usw., ferner Venezuela, Guiana und das nördliche Brasilien, die Küste von Ecuador, in Australien Neuguinea, während Australien selbst und die Inseln des Bismarckarchipels, Neukale- donien, Neuseeland, Tasmanien, Samoa und viele andere Inseln relativ wenig oder meist gar nicht betroffen sind.
Bedingungen für das Zustandekommen der Malaria sind, um das des besseren Verständnisses halber gleich vorweg zu nehmen
1. hohe gleichmäßige Wärme und
2. ein relativ hoher Grad von Feuchtigkeit (wie z. B. in Kamerun und Neuguinea),
3. das Vorhandensein gewisser Moskitos (Anophelinen),
4. Vorhandensein chronisch malariakranker Menschen.
Die gegenseitigen Beziehungen dieser 4 Faktoren werden wir noch im Kapitel Epidemiologie genauer kennen lernen und daraus manche, früher noch dunklen Punkte der Epidemiologie erklären können. Da schon geringe 3 len gen längere Zeit stehender, nicht faulender Wassermengen zur Entwicklung der Malariakeime genügen, kann die Malaria auch in Gegenden mit scheinbarem Wüstencharakter, wie z. B. auf den Kap Verdischen Inseln, und auf dem trockenen Hochlande von Kastilien Vorkommen. Allerdings können, wenn einer der erwähnten Faktoren
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