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Bd. 3 (1906)
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Dr. Hans Ziejiann.

Die 1899 von Robeht Koch mit Entscliiedenlieit aufgestellte These, daß nur der Mensch und der Moskito Wirte der Malariaparasiten seien, mußte, falls ein­wandsfrei bestätigt, für die ganze Lehre von der Epidemiologie und Malaria­prophylaxe von großer Bedeutung werden. R. Koch haute in seiner klaren und überzeugenden Weise darauf ein ganzes System auf, auf das wir bei der Epide­miologie und Prophylaxe zurückkommen werden. Nach ihm entstehen die Neuerkrankungen an Malaria in Italien (Toskana) im Juli, und sind die bis dahin im Jahre auftretenden Fieberanfälle im allgemeinen als Rezidive der Fieber aus der letzten Fiebersaison zu deuten. An diesen Rezidiven infizierten sich die Mücken, die, nachdem genügend hohe Sommertemperatur geherrscht, die aufgenommenen Malariakeime auf andere Menschen übertrügen. Auf diese Weise wäre das epidemie­artige Auftreten der Malaria im Juli und August zu deuten, und sei es möglich, wenn man während der fieberfreien Zeit die Rezidivkranken ordentlich ausheilte, die Malaria überhaupt auszurotten.

Celli beanspruchte Koch gegenüber die Priorität für die Feststellung des gesetzmäßigen Zusammenhanges zwischen Rezidiven des Vorjahres und dem explo­siven Auflodern der Malaria-Neuerkrankungen, da ein daraufbezüglicher Artikel von ihm und del Pino schon ca. 14 Tage vor Kochs Veröffentlichung erschienen war (Supplemento al Policlinico 1899 Nr. 44 2. September). Ebenso machte Lewkowicz Prioritätsansprüche geltend, indem er behauptete, einige Wochen vor der Kocifschen Mitteilung an jenen seine bezügliche Ansicht mitgeteilt zu haben. Wegen Einzel­heiten sei auf die Originale verwiesen.

Bei dem damaligen Stande der Dinge, wo ein geradezu fieberhaftes Arbeiten über die Malaria stattfand, konnten mehrere Forscher gleichzeitig denselben Ge­dankengang verfolgen.

1900 wurden die Befunde Ross und Grassi's, Bignamis und Bastianellt's bezüglich der ätiologischen Bedeutung der Anophelinen für die Übertragung der Malaria vom Verf. auch für Kamerun bestätigt (vgl. bei Ätiologie). 1901 e r s c he i n t G lt a s s i s b e k a n n t e s B u c hS t u d i d i u n z o o 1 o g o s u 11 a M a 1 a r i a a , worin er die Früchte seiner glänzenden und mühevollen Arbeit zusammenfaßt. Eine Fülle von Material wird nunmehr von allen Seiten zusammengetragen und von seiten R. Kociis und Ross der systematische Kampf gegen die Malaria mit verschiedenen Kampfmethoden eröffnet. R. Koch betont die Wichtigkeit der Malariainfektion bei den Eingeborenen (speziell der Kinder) für die Verbreitung der Malaria und die Prophylaxe. Ziemann fordert die systematische Trennung der Europäeransiedlungen von denen der Ein- geboienen, um der Malaria zu begegnen (s. bei Prophylaxe). Ferner erweitern außer den älteren Forschern wie Laveran, Grassi, Ross und Celli usw. Männer wie Daniels, Stephens und Ciiristopiiers, Nuttall, Lühe, James, Rogers, ferner Billet, die Gebrüder Sergent und viele andere unsere Kenntnisse bezüglich Epi­demiologie und Biologie der Anophelinen und der Parasiten. Deutscherseits beteiligten sich in hervorragendster Weise daran A. u. F. Pleiin, ferner Rüge, sodann Nociit, Schüffner, Maurer, Giiawitz, Panse, Kleine, Dempwolff, Kuiin und manche andere, ferner die Holländer Schoo und van der Scheer, der Ungar Jancsö, der Amerikaner Ewing etc.

Einen sehr großen Fortschritt hatte uns der Eintritt des Zoologen Schaudinn in die Malariaforschung gebracht, der bereits 1897 mit Siedlecki den Generations- und Wirtswechsel der den Malariaparasiten verwandten Coccidien dargelegt hatte. Schaudinn gab, von dem universellen Stand­punkte des vergleichenden Protozoenforschers ausgehend, eine Fülle neuer Anregungen und Vergleichungen mit den den Blutparasiten verwandten Coccidien und sprach