Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
273
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Malaria.

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November 1898 publizierte Bignami den ersten Fall einer gelungenen experi­mentellen Malariaimpfung bei einem bis daliin nie an Malaria erkrankt gewesenen Manne durch einen infizierten Anopheles. Es folgten dann sofort weitere Unter­suchungen von Grassi, Bignami und Bastianelli November und Dezember 1898. Es gelang ihnen, der Reihe nach nicht nur den Perniciosa-, sondern auch den Tertiana- und Quartanaparasiten in seiner Entwicklung in der Mücke einwandsfrei weiter zu verfolgen.

Die experimentellen Impfungen durch infizierte Anopheles sind seitdem mehrfach von anderen Autoren wiederholt worden, u. a. von Favre und Tzüzuki an sich selbst. 12 Tage nach dem Stich der infizierten Mücke Ausbruch einer Perniciosa.

Ein ganz außerordentliches Verdienst erwarb sich Grassi vor allem dadurch, daß er in äußerst mühevollen Untersuchungen die Mückenarten, welche als Über­träger in Frage kommen, untersuchte und die Anop hei inen als alleinige Überträger der Malaria erkannte. Damit war für die weiteren Unter­suchungen und Nachprüfungen eine feste Basis gegeben. Mit dieser Feststellung schieden der Culex pipiens , den auch Koch anfangs als Überträger beschuldigte, ferner der anfangs ebenfalls beschuldigte Culex penicillaris und der Culex malariae aus der Erörterung aus. Durch diese neueren Untersuchungen wurde die alte Frage, ob der Malariaparasit außer in dem Menschen auch noch in anderen Warmblütern schmarotze, wieder akut. Es war klar, daß, wenn die Anophelinen die Krankheits­keime nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf andere Tiere übertragen konnten, die Bekämpfung der Malaria mit außerordentlichen Schwierigkeiten ver­bunden sein mußte.

Man wußte zwar schon früher durch Untersuchungen von Celli und anderen, daß die Malariaparasiten sich durch Überimpfung menschlichen Blutes nicht auf Tiere und umgekehrt durch Versuche Dionisis (1899), daß die malariaähnlichen Parasiten der Vögel (die Proteosomen) sich nicht auf Menschen übertragen lassen. Man hatte auch im Laufe der Zeit bei den Säugetieren malariaähnliche Parasiten gefunden. Verf. hatte schon 1894/95 bei diesen Untersuchungen im Blute von fliegenden Hunden in Kamerun Para­siten gefunden, die den unpigmentierten Formen der Perniciosaparasiten außerordentlich glichen (Centralbl. f. Bakt. 1896). Koch fand einen pigmentierten Affenparasiten, der sehr an Tertiana erinnerte, Verf. in Westafrika einen unpigmentierten Affenparasiten (D. med. Woch. 1900), ferner Dionisi 1899 pigmentierte und unpigmentierte Parasiten bei den den fliegenden Hunden verwandten Fledermäusen.

Indeß alle diese Parasiten waren nicht identisch mit jenen der Malaria, und es gelang bis jetzt auch nicht, durch Stiche von Anophelinen, die mit menschlichen Malariaparasiten infiziert waren, diese Parasiten auf andere Warmblüter zu übertragen.

Robert Koch hatte aus dem Umstande, daß die Parasiten des menschlichen Ma­lariablutes nicht auf andere Tiere liberimpfbar waren, geschlossen, daß der Entwicklungs­zyklus der Malariaparasiten nur zwischen Menschen und Mücken stattfände.

Es war aber immerhin denkbar, daß die 31alariaparasiten im menschlichen Blute derartige Eigenschaften gewönnen, daß sie, in Tierblut direkt übertragen, abstarben, während sie nach der Passage durch den Mückenkörper in veränderter Form sowohl Mensch wie Tier infizieren konnten. Die erwähnten Versuche mit infizierten Anophe­linen waren daher notwendig, um jene Möglichkeit auszuschließen.

Eine zweite Schwierigkeit mußte für die Malariabekämpfung entstehen, wenn es gelang, festzustellen, daß, wie Manson und auch Koch ursprünglich annahmen, die Malariakeime auf die Nachkommenschaft der infizierten Mücken übertragen würden. Die daraufhin angestellten Untersuchungen sprachen nicht dafür.

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III.

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