Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 199
Das Vorkommen von Babesien beim Menschen ist bereits mehrfach behauptet aber noch nie bewiesen worden. Die von Manson Babesia hominis genannten Gebilde, welche Wilson und Chowning beim „Spotted Fever“ der Rocky Mountains gefunden haben, sind inzwischen als Artefakte bzw. als Thrombocyten erkannt worden. Nicht minder zweifelhaft sind die Funde Gottschlich’s beim Flecktyphus, während die Angaben von Lingard und Jennings über das Vorkommen ein und derselben durch Culex faligans übertragbaren, aber auch im Wasser von Regenpfützen lebenden Babesia bei Mensch, Rind, Schaf, Katze, zahlreichen anderen Säugetieren und Eidechsen einer zoologischen Kritik überhaupt nicht stand halten können. Blanchard und Sambon glauben aus klinischen Gründen, daß das Schwarzwasserfieber nicht mit Malaria Zusammenhänge, sondern durch einen spezifischen Raftcsin-ähnlichen Parasiten hervorgerufen werde; der mikroskopische Nachweis eines solchen Parasiten ist aber noch nicht erbracht.
1. Babesia bovis (Babes).
Syu.: Haematococcus bovis Babes, Piroplasma bigeminum autt. e p.
Zwischenwirt: Rind und Hirsch ( Cervus elaphus L.).
AVirt: Ixodes reduvius (L.).
\ 7 erbreitung : Europa, Nordafrika.
Pathologische Bedeutung: Erreger der infektiösen Rinderhämoglobinurie.
Die genauesten Angaben über diese Art haben auf Grund von Untersuchungen in Finland und Deutschland Kossel und Weber gemacht.
2. Babesia bie/enthia (Smith u. Kilborne).
Syn.: Pyrosoma bigeminum Smith u. Kilborne, Apiosoma bigeminum Wandollek, Piroplasma bigeminum Patton, Babesia bovis Chauvelot e. p., Ixodioplasma specificmn boum Schmidt.
Zwischenwirt: Rind.
AVirte und Verbreitung: Rhipicephalus (Boophilus) annulatus (Say) in Nordamerika; Rhipicephalus ( Boophilus) australis Füller in Südamerika, Cuba, Porto Rico, Australien, Philippinen; Bhipicephalus (Boophilus) decoloratus Koch in Südafrika.
Pathologische Bedeutung: Erreger des Texasfiebers, der Triste za, desRed- water.
Bau: Die morphologischen Unterschiede dieser Art gegenüber Babesia bovis sind gering und zur Zeit noch nicht genau zu präzisieren. Deshalb sind bisher beide Arten zusammengefaßt worden. Indessen ist nach R. Koch’s Beobachtungen die Babesia bovis Finlands „plumper“ als die Babesia bigemina Ostafrikas, auch sind bei ersterer die Birn- formen kleiner und scheint die Infektion mit Babesia bovis gutartiger zu sein, als diejenige mit Babesia bigemina. Ebenso machen Kossel und Weber darauf aufmerksam, daß auch die in Nordamerika von Smith und Kilborne und in Argentinien von Ligniüres untersuchten Parasiten größere Birnformen besitzen als die finnischen und deutschen I ormen, daß also erstere in dieser Beziehung den afrikanischen Parasiten entsprechen. Auch die Rinder-Babesien des Kaukasus sind nach Dschünkowsky und Lühs größer als diejenigen des nördlichen Rußlands. In Rücksicht hierauf sowie auf die Verschiedenheit der AVirte halte ich beide Arten für verschieden. Ob freilich mit der nordamerikanischen Babesia bigemina die in anderen südlichen Gegenden gefundenen Babesien durchweg identisch sind oder ob auch hier noch verschiedene Arten zu unterscheiden sein werden, ist noch nicht spruchreif. Unmöglich ist das letztere keineswegs, und LiGNifeRES glaubt sogar vorwiegend aut Grund von Immunisierungsversuchen, daß allein in Argentinien zwei verschiedene Arten, die er vorläufig als A und B unterscheidet, nebeneinander Vorkommen. (Rinder, die gegen A immunisiert waren, blieben für B empfänglich und umgekehrt. und diese, sowie einige anscheinend gleichzeitig vorhandene kleine morphologische Unterschiede sind bei über zweijähriger Beobachtung konstant geblieben.)
3. Babesia parva (Theiler).
Syn. : Piroplasma parvum Theiler.
Zwischenwirt: Rind.