Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten.
117
trotzdem die Männchen in weit größerer Zahl zur Verwendung kamen. Sie war bereits 24 Stunden nach der infizierenden Blutaufnahme kenntlich. Jede folgende Blutaufnahme schien dann als Zufuhr neuen Nährmaterials zu wirken und die Vermehrung weiter zu steigern, so daß diese nach den bisher vorliegenden Beobachtungen wenigstens bis zum 12. Tage anzuhalten vermag. Auch in frisch gefangenen Tsetsefliegen wurden einige Male dieselben enormen Mengen von Trypanosomen gefunden, wie bei den künstlich infizierten.
Der Bau der im Darmkanal der Fliege schmarotzenden Stadien ist etwas anders, wie derjenige der Parasiten des Menschen und zwar entsprechen diese Unterschiede den Verhältnissen bei Tryp. lewisi (vgl. S. 109). Vor allem liegt auch hier wieder der Blepharoblast nicht nahe dem Hinterende wie bei den in der Blutbahn schmarotzenden Formen, sondern er liegt neben oder gar vor dem Kerne, seltener noch etwas hinter dem Kerne (bis höchstens zur Mitte zwischen Kern und Hinterende).
Die Vermehrung der Trypanosomen erfolgt auch im Darm der Fliege durch Zweiteilung. Außerdem wurden ovale Ruheformen mit rückgebildetem Geißelapparat beobachtet, sowie Agglomeration der Trypanosomen zu Rosetten.
Nach der wiederholten Fütterung einer bereits früher infizierten Fliege fanden sich die Trypanosomen zunächst nur in den veränderten Blutresten der vorausgegangenen Mahlzeit, drangen aber später auch in die neu aufgenommenen Blutmassen ein.
Der Weg, auf dem die Trypanosomen von der Tsetsefliege wieder auf den Menschen oder Affen übertragen werden, ist aber auch durch Gray und Tulloch noch nicht aufgeklärt. Nur zwei einzelne Beobachtungen werden mitgeteilt, die auf diese Frage Bezug haben:
Vier Affen, denen trypanosomenhaltiger Darminhalt von Tsetsefliegen subkutan injiziert wurde, wurden hierdurch nicht infiziert.
Andererseits wurden in zwei Fällen Trypanosomen in der Speicheldrüse infizierter Fliegen gefunden, ohne daß indessen damit der Beweis geliefert wäre, daß die Wanderung in die Speicheldrüse der normale Weg des Parasiten ist (vgl. unten unter Haemo- proteus).
Als sicher können wir jedenfalls annehmen, daß die Übertragung durch die Tsetsefliege nicht nur eine rein mechanische ist, wie dies gelegentlich angenommen wurde, daß vielmehr in dem Körper der Mücke eine bestimmte Entwicklung durchgemacht und eine bestimmte Wanderung zurückgelegt wird. Zu völliger Erkenntnis dieser Verhältnisse fehlt allerdings zurzeit noch viel.
4. Trypanozoon brucei (Pr.nm. u. Bradf.).
Von Bruck entdeckt und als Erreger derNagana oder Tsetsekrankheit erkannt.
Die geographische Verbreitung (herdweise im tropischen Afrika) scheint völlig zusammenzufallen mit der Verbreitung der Tsetsefliegen (Gattung Glossina , speziell Glossina morsitans Westw. und die sehr nahe verwandten Gl. longipalpis Wied., Gl. pallidipes Austen und Gl. tachinoides Westw.), welche die definitiven Wirte des Tryp. brucei darstellen.
Hinsichtlich weiterer Details der Verbreitung verweise ich auf Sander’s Bearbeitung der seuclienhaften Säugetiertrypanosen.
Die Zahl der Zwischen wirte des Tryp. brucei ist eine sehr große und scheint fast alle größeren afrikanischen Säugetiere zu umfassen (speziell Wiederkäuer und Einhufer): Rinder, Antilopen, Ziegen, Schafe, anscheinend auch Kamele; ferner