Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
111
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 111

welche von der normalen, mit einer Wanderung durch den Körper des definitiven AVirtes verbundenen Übertragung wohl zu unterscheiden ist, scheint nun in ähn­licher Weise wie durch Haematopinus spinulosus auch durch die auf Ratten leben­den Flöhe (Pulex fasciatus Bose und Typhopsylla museali Duges; Abbildungen und Beschreibungen beider leicht voneinander zu unterscheidender Arten bei 0. Taschenberg, Die Flöhe, Halle 1880) erfolgen zu können. AVenigstens sprechen gewisse Versuche von Rabinowitsch und Kempneii hierfür.

Daß etwa diese Flöhe oder auch nur einer von ihnen noch neben Raematopinus spinulosus als definitive Wirte von 'Tryp. Icioisi zu fungieren vermögen, scheint mir mit Rücksicht auf die recht verschiedene Organisation von Floh und Laus sehr wenig wahr­scheinlich. Auch daß es Rabinowitsch und Kempner nicht gelungen ist, die Trypano­somen im Körper der Flöhe aufzufinden, scheint dagegen zu sprechen, daß dieselben sich dort vermehren. Schließlich ist es in diesem Zusammenhänge von Interesse, daß es Rabinowitsch und Kempner gelungen ist, auch andere Trypanosomen, vor allem Trypa- nozoon equiperdum, in ähnlicher Weise wie das Trypanozoon lewisi durch Zusammen­sperren von infizierten und nichtinfizierten Ratten unter anscheinender Mitwirkung von Flöhen von einer Ratte auf die andere zu übertragen. Daß eine derartige Übertragung des Dourineparasiten durch Rattenflöhe nicht den Anspruch darauf machen kann, als normal bezeichnet zu werden, liegt ja von vornherein klar auf der Hand. Sie liefert meines Erachtens nur den Beweis, daß die Serumschmarotzer unter den Blutprotozoen infolge ihrer im Vergleich zu den Zellschmarotzern noch ursprünglicheren Lebensweise außer auf dem Wege, der für die betreffende Art als der normale zu gelten hat, unter günstigen Umständen auch auf mehr oder weniger abweichenden AVegen von Zwischen­wirt zu Zwischenwirt übertragen werden können. Bei der weiteren Trypanosomen­forschung wird diese Möglichkeit von der Norm abweichender Übertragungsweisen im Auge zu behalten sein. Im allgemeinen aber dürfte die mechanische Übertragung von Blutprotozoen durch Tiere, die nicht die wirklichen definitiven AVirte der betreffenden Parasiten darstellen, unter natürlichen Verhältnissen zu selten Vorkommen, als daß sie große praktische Bedeutung haben sollte.

2. Andere Trypanozoen kleiner Säugetiere.

Außer bei der Ratte sind noch bei einer ganzen Reihe anderer ?Jager sowie bei einigen Fledermäusen Trypanosomen im Blute gefunden worden, die jedoch durchweg wenig bekannt sind. Daß Trypanosomen von Nesokia vielleicht mit Tryp. lewisi identisch sind, wurde bereits erwähnt. Auch die anderen nachstehend in Kürze besprochenen Arten sind aber in ihrer Mehrzahl allem Anschein nach dem Tryp. lewisi sehr ähnlich und mögen deshalb in unmittelbarem Anschluß an das Rattentrypanosom angeführt werden.

Trypanozoon criceti n. sp.

Von verschiedenen Autoren in Deutschland und Südrußland im Blute des Hamsters, Cricetus cricetus (L.), gefunden. Nach Kempner und Rabinowitsch dem Tryp. lewisi außerordentlich ähnlich, aber dadurch als verschieden zu erkennen, daß es ebensowenig auf Ratten übertragbar ist, wie Tryp. lewisi auf den Hamster. Von Flöhen lebt auf dem Hamster der auch Wanderratte und Hausmaus heimsuchende Pulex fasciatus Bose, eine blutsaugende Laus ist mir dagegen vom Hamster bisher nicht bekannt.

Trypanozoon cuniculi (R. Bl.).

Im Blute des Kaninchens, Lepus cuniculus L., lebend und 1891 von Jolyet und de Nabias in Bordeaux entdeckt. Im vergangenen Jahre von Petrie und von Bose genauer untersucht. Scheint etwas kleiner zu sein als Tryp. lewisi, ist diesem aber sonst außerordentlich ähnlich. Auf weiße Ratten und Meerschweinchen nicht überimpfbar. Definitiver Wirt nicht bekannt; in Betracht können als solche kommen Raematopinus