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Deutsch-amerikanisches Boarding und Lodging.
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Laterne, und hier und da suchten unter dem Dache des Markthauses brennende Lampen mit dem Tageslichte zu wetteifern. Die Tafeln der Verkäufer waren theilweise schon geleert und kündigten mir unzweideutig an, daß der Markt seinem Ende entgegengehe, und daß, wer gut kaufen will, früher aufstehen müsse, als ich. Ich bin daran gewöhnt, sogleich nach dem Aufstehen meinen Kaffee zu mir zu nehmen; solche Gewohnheiten schließt man mit der Zeit in. sein Herz und läßt nicht gern davon ab; nun war aber Kaffee uud Frühstück in meinem Bvarding- hause um 9 Uhr festgesetzt, was half also die liebe Gewohnheit? ich mußte mich darein sügeu, wie ich mich in manches Andere hatte fügen müssen, uud war da­her in die bittere Nothwendigkeit versetzt, meinem raisonnireuden Magen für einige Stunden Trost uud Hoffnung einzusprechen. Aber sreudig war die Ueberraschung, als mir neben den mannichfachen Knchensorten ein großer messingener Cylinder entgegenstrahlte, welcher zu gleicher Zeit nach Belieben Kaffee oder Chocolate hervorsprudelte. Ein Picayune (ö Cent) wanderte aus der Börse in die Hand des Cafetier, und dafür wurde Appetit uud Durst durch eine Schale siedend­heißen Caffees, und der kleine Antheil Hunger durch so viel Kuchen gestillt, als ich zu bedürfen glaubte.

Der Gemüsemarkt war spärlich im Vergleich zu den Märkten der deutschen Städte, aber reichlich gegen die meisten Städte des nördlichen Amerika's. Dieser Umstand findet seiue Erklärung darin, daß die Euglisch-Amerikaner keine besonderen Liebhaber dieser Speisen sind, während die Franzosen und Deutschen, welche sich in New-Orleans in ziemlicher Anzahl vertreten finden, sich mehr zu denselben hin­gezogen fühlen. Im Allgemeinen weichen die Gemüse wenig von den deutschen ab; die verschiedenen Kvhlarteu, Salat, Sellerie und Nübeu sind am stärksten vertreten, daneben, obgleich die erste Hälfte des Februar uoch uicht vorüber war, grüne Erbseil und Kvizet Mcrl,o<Z8 oder süße Kartoffeln; letztere stehen in keiner Weise zn unsren Kartoffeln, den sogenannten Iri-zd McüvW in verwandtschaftlicher Beziehung, sondern sind die, Georginen ähnlichen Knollen einer Convolvulusart. Nach IrisK Matoss dagegen wär wenig Nachfrage, da die Kvc-et M-rwes in jeder Beziehung die Stelle derselben vertreten und dem Gaumen der Ameri- rikaner, eben so wie dem der Deutschen uud Franzosen, nachdem sie sich an den süßlichen Geschmack gewöhnt haben, mehr zusagen. Völlig neu waren für mich die violetten Früchte der Lg-A-Mm, einer Solanum-Art, welche von der Gestalt eines Hühnereies häusig eine Länge von 6 Zoll erreichen. Sie werden in Schei­ben geschnitten, in Mehl gehüllt nnd in Bntter gebraten, und fehlen selten auf der Tafel der südlichen Amerikaner, welche sie aber wol weniger wegen ihres Wohlgeschmacks, als ans Gewohnheit genießen. Die orangerothen Früchte einer andern Solanum-Art waren als Salat weit wohlschmeckender. Dagegen konnte ich an den länglichen, grünen Früchten einer Malven-ähnlichen Stande, welche gekocht von so schleimiger Beschaffenheit sind, daß sie Faden ziehe», nnd in