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Wochenbericht.
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Wir führen einige Neuigkeiten aus der französischen Belletristik an.

Grauier de Cassagnac hat seine literarischen Artikel gesammelt. In Beziehung ans die Poesie ist dieser Anwalt der Napoleonischen Gewaltthaten entschiedener Roman­tiker. Er hat für Chateaubriand und Victor Hugo eine unbegrenzte Verehrung. ' Das classische Theater der Franzosen und alle in religiöser Hinsicht freisinnigen Schriftsteller, wie Frau von Stael, verwirft er vollständig. Ein gewisser Esprit in seinen Schriften ist nicht zu verkennen, aber es sehlt ihm der gesnndc Menschenverstand und jenes natür­liche Ncchtsgefühl, ohne welches die glänzendste Bildung unfruchtbar bleibt. Sainte- Beuve hat die bereits aus sieben Bänden, bestehende Sammlung seiner literarischen Artikel zu denen noch vier Bände caussriks äu lunäi kommen mit einem neuen Bande vermehrt: vörmers polrsits littvraires. Er enthält u. A.: Benjamin Constant, Frau von Krüdener und H. v. Nömnsat. Der Styl dieser nenen Portraits ist ein­facher und glatter als der seiner frühern Arbeiten. Er sagt von sich selbst: UINZ msniers ; je m'ötais tsit ä eorirs äsn« 'un vertsin tour, ü vsresskr ot ä rgssnsr ms pkusvö, m'^ vomplsisais. 1.» »lveossitö, oetts Zrgnäe muss m's torcö brusquemellt ä'on olisnAsr; vlls m'g loroö ä'on venir Ä uns expiossion veUs, clsire, rspiäo, äo psrlsr ä tout Is monäe et Is wnAllö cks tout I» mcmäö, Prosper Msrimöe hat eine neue Novellcnsammlung herausgegeben. Sie enthält eine Reihe sehr zierlich ausgearbeiteter kleiner Erzählungen, die namentlich in Beziehung aus den Styl zu dem Besten gehören, was die schöne Literatur in Frankreich in neuester Zeit geleistet hat. Auch Alphons Karr, der Herausgeber derWespen" ver­öffentlicht einen Band Novellen, die mit Geist, aber etwas nachlässig geschrieben sind. A. Karr gehört jener Schnle an, die im Gegensatz gegen den Schwulst und die Sen­timentalität der beliebtesten Novellisten sich bemüht, überall kühl zu bleiben, und auch auf dem Gebiet des Gefühls und der Leidenschaft sich mit einer gewissen Freiheit zn bewegen. Er ironisirt nicht selten die Manier seiner Nebenbuhler, das was sich ein­fach und kurz ausdrücken ließe, zn detcnllirten und schwüngreichcn Schilderungen zu ver­arbeiten. Mit dieser Ironie wird er freilich nicht selten weitschweifiger, als wenn er sich dem gewöhnlichen Pathos überlassen hätte, gerade wie es Jean Paul in seinen Ex- cursen widerfährt. Was die Franzosen Esprit nennen, besitzt A. Karr in hohem Grade, sein Geschmack ist nicht immer rein. Eine seiner besten Novellen heißt: li,» t'smillg ^Isin. Die meisten seiucr Erzählungen zeichnen sich schon durch eiuen wunder­lichen Titel aus, z. B. qu'il ^ s clsns Mo boutoillv ä'elloro (eine Sammlung, darin die beiden guten Novellen: Gcncvicve und Clotildc); ?c>rt en tliömo; ?our ns ps8 strs trei?s; vnv kolls tuswire; Hos Iiistoirk invrsisemblMk; selbst deutsche Titel werden nicht verschmäht, z. B.Am Rauchen",Einerlei" n. s. w. Wer sich aber durch einzelne Wunderlichkeiten nicht abschrecken läßt, wird für die Kenntniß der Pariser Sitten uud auch für das Studium des menschlichen Herzens bei unsrem Dichter reiche Ausbeute finden. Das Genre der Dorfgeschichten, die neueste Pariser Modcwaare, hat zahlreiche Vertreter. Wir führen an:Das Schwcizerthal", von Elie Berthet, eine moschusduftige Idylle; zwei Handwerkerhaushaltungen, von Ma­dame Boyeldieu, eiue gut gemeinte moralische Geschichte, uudScenen aus,der Choua- nerie", von Emile Souvcstre, ganz in dem nämlichen, etwas sorcirten Styl gehalten, den dieser Dichter bei seinenSchilderungen aus dem Bauernlcben" überhaupt anwendet. Ein historischer Roman vom Vicomte d'Arlincurt: ii.» tsvke äs «WZ, der zu den