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Afghanistan
Weigerten sie sich entschieden, wurden aber durch Soldaten gezwungen, dem Auftrage zu entsprechen.
Ich habe diese Episode hier erzählt, um die willkürliche Ausbeutung der kleinen Steuerträger an einen: sprechenden Beispiele darzutun.
Mit dem 1. März 1900 wurde in Afghanistan eine Personaleinkommensteuer eingeführt, die nicht nur die Beamten, sondern auch alle Arbeiter bezahlen müssen, die Monatslöhne beziehn. Auch wir Europäer mußten diese Steuer tragen. Eine Art Kopf- und Schutzsteuer ist den seit längerer Zeit im Lande lebenden Hindu auferlegt, deren acht- bis zehntausend in Kabul ihren ständigen Wohnsitz haben. Sie müssen eine Kopfsteuer von zehn Rupien im Jahre entrichten und genießen dann dieselben Rechte wie die Eingebornen. Die Frauen der Hindu sind von dieser Steuer befreit. Wird ein Hindu, der die Kopfsteuer nicht entrichtete, von einem Afghanen mißhandelt, verwundet oder gar getötet, so geht der Frevler straflos aus; ist hingegen die Steuer bezahlt worden, so wird der Afghane ebenso bestraft, als wenn der Hindu ein Eingeborner wäre. Die in Afghanistan lebenden Hindu müssen an ihrer Kopfbedeckung kenntlich sein und tragen deshalb rote oder gelbe Turbane, da die Afghanen solche in weißer Farbe, weiß und blau gestreifte oder schwarze Turbane benützen.
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In Kabul hat der Emir eine Münzprägestätte, in der Tag für Tag gearbeitet wird. Folgende Münzen werden dort geprägt: 5 Rupien aus Silber gleich 4 Mark 50 Pfennigen, 1 Rupie aus Silber gleich 90 Pfennigen, ^ Rupie aus Silber gleich 45 Pfennigen, 1 Abasi aus Silber gleich 30 Pfennigen, 1 Senar aus Silber gleich 15 Pfennigen.
Scheidemünzen (Pies, sprich Peis) werden gewöhnlich aus Kupfer, in dessen Ermanglung aber auch aus Messing geprägt, und zwar Stücke zu 5 Pies und 1 Pies gleich 1^ Pfennig, da 1 Rupie gleich 60 Pies ist.
Afghanistan hat keine einheitliche Geldwährung, da die Provinzen Turkestan und Kandahar früher eigne Münzprägestätten hatten und jetzt uoch ihre Münzen im Verkehre benutzen. 1 Rupie von Kandahar ist beispielsweise gleich 65 Pfennigen. In Herat gilt dieselbe Währung wie in Kabul, und persische Münzen sind mit demselben Werte in großer Menge in Afghanistan in Umlauf. Die persischen Münzen gelangen auf dem Handelswege von Persien nach Afghanistan. Auch im asiatischen Rußland werden afghanische Waren mit persischem Gelde bezahlt, da die Afghanen russisches Geld nicht annehmen. Es wird jetzt von Kabul aus der Versuch gemacht, in Afghanistan Einheit der Währung herzustellen, die Verwirklichung dieser Absicht wird jedoch lange Zeit beanspruchen, weil die alten Münzen nicht eingezogen, sondern im Verkehr gelassen werden. Es dürften eben von den neuen Münzen nicht genügende Mengen vorhanden sein. Im Handelsverkehr mit Indien kommen indische Münzen in Verwendung, womit der Emir in seinem Lande den Kurswert bestimmt. Er erhält ja indisches Silbergeld und setzt es in Kabul in Umlauf. Die in Kabul lebenden Europäer und einige indische Werkmeister in der Waffenfabrik erhielten und erhalten ihre Gehalte und Löhne noch immer in indischem Silbergelde. Wir konnten den schwankenden