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Die Interessengemeinschaft zwischen Agrariern und Arbeitern
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622 Die Interessengemeinschaft zwischen Agrariern »nd Arbeitern

Geldpunkt nicht für unüberwindlich erklärt; das alles bildet die wertvollsten Beweise und Anregungen, aber es fehlt ein fest und Stück für Stück ausge­arbeiteter Plan, an den sich die Diskussion halten könnte, um nicht zu zer­splittern, dessen Aufstellung auch erst seinem Urheber das Recht gäbe, seinen Anteil am Werk für zunächst vollendet anzusehen und mit Befriedigung zn betrachten. Bei Kühn ist das der Fall, er hat es ja nnr mit einem Teil der Arbeiter, den landwirtschaftlichen, namentlich Gutsarbeitern, zu thun, aber er legt in der That Stück für Stück dar, was für sie zu geschehen hat, und wie es mit Erfolg zu überwachen ist. Darum darf er einen Augenblick mit Genug­thuung bei dem davon zu erwartenden Zustande verweilen:In den Herzen der ganzen Gutsbevölkerung wird wieder das Gefühl, das man gern als Soli­darität aller Jnteresfen bezeichnet, Wurzel fasfen und Schößlinge treiben. Dadurch, daß das Herrengnt aus seinen Erträgen Nahrung, Kleidung und Obdach aller Gutsangehörigen gesichert und in menschenwürdiger Form nnd Fülle vorauszugewähren hat, bevor der Herr verkaufen darf, wird sich die jetzt immer mächtiger werdende Meinung verlieren, daß das Herrengut nur einem Einzelnen und seiner Familie diene, dafür viel zu viel Fläche von der zur Ernährung aller bestimmten Erde wegnehme und darum ein wirtschaft­liches und soziales Unrecht sei. Dann wird diese Meinung als Irrtum er­kannt werden und der Einsicht weichen, daß das Herrengut sozial und volks­wirtschaftlich, namentlich aber staatswirtschaftlich große Vorteile darbietet. So abstrakt werden sich natürlich die Gutsleute für ihr Teil nicht ausdrücken, aber sie werden die Sache entsprechend ansehen und wissen, daß sie am Gut für sich selbst arbeiten; die »Leute« werden gegen die »Herren« oder »Edelleute« nichts mehr haben, wenn sie von ihnen gefördert werden, gegen Namen haben sie keine Abneigung. Auch wir werden den Schrecken vor Namen, besonders vor dem zweiten verlieren, wenn in denen, die den auszeichnenden Namen tragen, das Bewußtsein gesteigerter Pflicht lebendig ist."

Wir empfehlen dem Leser, selbst zu prüfen, ob Kühn seinen Monopolplan in der That so vollständig ausgearbeitet hat, daß er als ein lebens- uud ent­wicklungsfähiges Ganze anzuerkennen ist. Wir möchten glauben, daß der Leser dabei vor allem die allgemein verbreitete Furcht vor dem Monopol­gedanken als solchem verlieren wird. Diese Furcht beruht besonders auf der Meinung, daß Monopole nicht bloß den Privaterwerb ausschlössen, sondern sogar alle Privatthätigkeit verschlängen. Aus der Kühnschen Schrift wird der Leser diese Meinung als Jrrtnm erkennen, denn dieses Monopol würde den Erwerb der Einzelnen steigern und verallgemeinern und die Einzelthätigkelt zwar dein öffentlichen Interesse dienstbar machen, zugleich aber auch erhöhen und lebendig erhalten. Das hängt damit zusammen, daß Kühn den Bureau­kratismus, den er haßt, auch wirklich kennt uud seinem Eindringen deshalb von vornherein vorbaut, nicht allein gegen die Staatsbehörden, sondern auch