Lamoens,
und doch durchzuckte ihn zugleich ein Schmerzgefühl, für das er keine Deutung wußte. Er hatte nicht Zeit, seiner wundersamen Empfindung nachzusinnen, denn die Stimme des Priesters, welcher die Taufzengen beim Namen anfrief und mit einem kurzen Gebete die heilige Handlung einleitete, weckte ihn zu voller Teilnahme am Augenblicke, Esmah war auf Pater Henriques' Geheiß neben dem Steine, der eine goldne Schale trug, niedergekniet, Gräfin Catarina und Camoens legten je ihre Rechte auf die Schultern der Maurin, während Joana sich bereit hielt, die Schale voll Taufwasser aus dem klaren Bache zu schöpfe». Esmah blickte vertrauend zu dem Pater und den beiden neben ihm stehenden empor — mit ihnen zugleich sah sie in den strahlenden Morgen hinein, welcher die Fläche des Hochthales, die Felswände und den Bergzug im Hintergrunde vergoldete. Die ganze svnncnüberglänzte Thalbreite schimmerte mit dem Stück lichten Himmels über ihr um die Wette, die farbigen Morgenwolken schienen in die Waldschlncht hinabzusinken, welche im Westen die grüne Einsamkeit begrenzte. Nur die dunklere Wolke über der Spitze von Santa Eufemia stand unverändert und scheinbar unbeweglich am Rande des Horizonts, Die erste Stunde des blauen sonnigen Sommertages war noch so still, daß das Rauschen des Wildbachcs weithin hörbar sein mußte und der laute Schrei eines Eichelhähers aus dem tiefer liegenden Walde bis hierhcrauf drang. Die wenigen herzlich mahnenden Worte, die Pater Henriques an die Taufzeugen richtete und für Esmah in arabischer Sprache wiederholte, waren auch der Mäunergruppe, die ferner stand, wohl vernehmlich. Manuel Barreto sah mit Rührung auf das junge Geschöpf, das sich in dieser Stunde so entschlossen von seiner Vergangenheit trennte. Sein Blick streifte dann die beiden Taufzeugen, Catarina Palmeirim, welche mit frommer Sammlung und einem Ausdrucke kindlicher Güte neben der Knieenden stand, und den Freund, der trotz seiner ritterlichen Haltung mit leuchtendem Ange nur nach der junge» Gräfin blickte uud mehr ihren leise» Atemzügen als den Worten des Priesters zu lauschen schien. Eben schöpfte Joana, dem Winke Pater Henriques' gehorchend, das Taufwasser aus der Flut in die gvldnc Schale, eben sprach der Pater die weithin schallenden Worte: Und so nehme ich dich, wie dn freien Willens begehrst, in die Gemeinschaft der einen christlichen Kirche nnd taufe dich Esmah Luisn Catarina! als Barreto bemerkte, daß die hinter ihm stehenden Männer sich unruhig verhielten und Miraflvres, der Stallmeister, leise, aber heftig auf Jayme Leims und den alten Falkner einsprach.
Seid still! sagte Senhor Manuel ernst und gebietend. Und kniet mit mir nieder, wenn Pater Henriques den Segen über die Getaufte spricht.
Ich habe keine Zeit, muß unsere Pferde bereit machen, versetzte Donna Catarinas Stallmeister rauh nnd heftig. Dort drüben aus dem Walde naht irgendwer, und da meine Gebieterin hier nicht gesehen werden soll, so laßt uns so bald als möglich auf dem andern Wege hinab.