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einer Flugschrift nuf, Beaumarchais nahm die Verteidigung auf sich und führte sie nicht ungeschickt. Aber mm wandte sich Mirabeau in einer zweiten Schrift gegen ihn: in sehr ungeschminkten Warten warf er ihm darin Habsucht, Charakterlosigkeit, gemeines Jntriguenspiel vor und rief ihm zuletzt die Worte zu: „Trachten Sie fortan nur noch, vergessen zn werden!" Beaumarchais antwortete mit keiner Silbe auf diese furchtbare Zorurcde, und vier Jahre später, als Mirabeau eiuc Persönlichkeit geworden war, dessen Fürwort unter Umstanden Millionen eintragen konnte, nahm er keinen Anstand, ihm in einer Gcschäftsangclegenhcit auf halbem Wege entgegen zn kommen. Kein rechter Mann, bemerkt Bcttclheim dazu, hätte ohne vollwichtige Genugthuung nach dem Geschehenen mit Mirabeau verkehren können. Aber wie weit war Beaumarchais von solchen Gesinnungen entfernt!
Wir brechen hier nb. Wie sich uns nun das Leben dieses merkwürdigen Mannes darstellt, können wir ihm keine Sympathien mehr entgegenbringen, nur noch ein psychologisches Interesse, Und wenn ihn Bettclheim dennoch einen großen Wohlthäter der Menschheit nennt, weil er ein echter Humorist war, so müssen wir dagegen einwenden, daß sein Humor schon der heutigen Generation gegenüber die rechte sorgenlöscndc Kraft nicht mehr besitzt; wer ohne historische Voraussetzungen an die Lektüre seines „Barbiers," ja seines „Figaro" geht, wird sich hie nud da belustigen, bisweilen aber auch langweilen, jedenfalls den ungeheuerm Erfolg nicht begreifen, den sich ihr Autor einst damit errang. Dem schönen Schlußwort Bettelhcims müssen wir aber freilich zustimmen: Beaumarchais' Name wird doch bei uns Deutschen so lange leben als die deutsche Literatur, hat doch Mozart „sein Unsterbliches längst in die reine Welt des Wohllautes emporgehoben," Goethe das Wunder vollbracht, seinen Namen bei uns „zum Sinnbild männlich kräftiger Ritterlichkeit zu erhöhen."
Lugen Gnglia.
plattdeutsche Humoristen.
n einer Charakteristik Fritz Nenters machte Julian Schmidt 1871 gelegentlich die Bemerkung: ,,»De Reis' nach Welligen« ist der Anlage nach eine Burleske der derbste» Art. Wir haben durchaus keinen Grund, uns über dieses Geure geringschätzig auszusprechcn. In keiner Gattung der Poesie ist unsre moderne deutsche Literatur so arm als in der echten Komik, unsre Dichter sind alle viel zu stndirt, sie haben zu sehr das Ganze der Welt uud den Bruch dieses Ganzen im Kopf,