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Paris durch einen Privateouricr zugehen ließ und die sich jetzt im Archiv der lüomocliL trg,n«M8L befinden.
Aber die saubern Pläne, die übrigens an dem Widerstande des „indischen Rates" scheiterten, erschöpften die Thätigkeit Beaumarchais' auf spanischem Boden noch nicht. Ans einer Denkschrift, die er an den Minister Chviseul richtete, erfahren wir, wie sehr er sichs auch angelegen sein ließ, eine politisch einflußreiche Stellung zu erlangen: er wollte der geheime Vermittler zwischen den beiden bonrbonischen Höfen werden. Aber wie eigentümlich sind die Mittel, die er dazu in Bewegung setzt! Bcttelheim bemerkt mit Recht, daß ihre naive Schamlosigkeit selbst im Zeitalter der Pompadour überraschen müsse. Er führt in jener Denkschrift, die — ebenfalls im Archiv der (üvmuäiv befindlich — bruchstückweise schon im Jahre IK76 von E. Fvurnicr in seiner Ausgabe von Beaumarchais' Werken veröffentlicht worden ist, aus, daß dem französischen Hofe sehr viel daran gelegen sein müsse, den König von Spanien durch eine Mittel- Person dauernd zu beherrsche,:: eine solche hat er aber bereits ausgefunden, es ist seine eigne Geliebte, die Marquise de la Croix, die, wie er von dem königlichen Leibkammerdiener Piny erfahren habe, dem verwitweten Karl III. wohl gefalle, die Dame sei aber anch eine patriotisch gesinnte Französin, welche die zugedachte Rolle gewiß gern übernehmen werde. „Man muß gestehen, ruft Bettelheim aus, der Plan überbietet Figaros keckste Anschläge: Spanien unter Karl III., Karl III. unter seinem Leibkammcrdieuer Pinh, beide unter der Marquise de la Croix, und die Marquise in der Gewalt von Beaumarchais, man sieht, er hat seinen Gil Blas gut gelesen."
Unmittelbar nach Beendigung des Prozesses Goczmcmn (1774), der Beaumarchais die größten moralischen Triumphe seines Lebens brachte, begab er sich als geheimer Agent Ludwigs XV. uach London, um die Veröffentlichung eines Pamphletes gegen die Dubarrh, betitelt: N6moiro8 soorvtos ä'une Wv xudUciuL, zu verhindern. Der Volksheld, der soeben in bewunderungswürdigen Denkschriften die Mißbränche des französischen Staatswesens bloßgclegt, verspottet und gegeißelt hatte, fand diesen Auftrag ehrenvoll genug, er hatte sich selbst darum beworben, nicht nur um der vom Parlamente über ihn verhängten Strafe zu entgehen, sondern um sich durch Hvfgunst wieder materiell zu rehabilitircu. Dcnu der moralische Erfolg allein galt ihm nichts, er wollte mit dein Ruhme des Volksmannes, wie sein neuester Biograph sich ausdrückt, nicht auch dessen Martyrium auf sich nehme». Obwohl er nun aber in London alles aufs beste zu ordnen wußte, kam er zunächst doch um seinen Lohn, denn Ludwig XV. starb. „Ein andrer, schreibt Beaumarchais an einen Freund, würde sich wegen solcher Schicksalstücke aufhängen." Freilich seine unverwüstliche Schnellkraft verwand bald auch diesen Schlag, er heckte wieder ueue Pläne aus. Er wußte dem neuen Minister Sartines, der ihm wohlgewogen war, einzureden, daß man in London auch eine ganze Reihe von Libellen in Prosa und in Versen