336
Literatur.
war ein andrer als der, den wir meinen; es war ein trauriges Machwerk, das in seinen? Urteil oder richtiger seiner Urteilslosigkeit ans der Stnfc unsrer meisten Weihnachtskatalvge stand. Nur einer unter den Weihnachtskatalogen macht eine rühmliche Ausnahme, der Seemcmnsche. Er enthält iu jedem Jahrgange einen kritischen Bericht über die bessere populärwissenschaftliche und belletristische Literatur deS letztverflosseneu Jahres. Das, was unserm Seminarlchrer vorschwebt, bieten freilich anch diese Jahresberichte nicht. Sie empfehle» einerseits zn viel Spezial> fchriften, anderseits zu viel Mittelgut. Wvllte man nach drei Jahren auf die Bücher eines solchen Jahresberichtes zurückkommen, so würde man kaum uoch die Hälfte, nach zehn Jahren kaum noch das Zehntel davon empfehlen können. Dieses beim Durchsieben übrigbleibende Zehntel möchte unser Seminarlehrcr lieber gleich im ersten Jahre genannt haben und mit den übrigen ganz verschont bleiben? Ist es nicht so? Nun, wir wollens versuchen. Nächste Weihnachten wollen wir in den Grenzbvten eine kleine Liste von etwa zwanzig bis dreißig im Laufe des letzte» Jahres erschienenen Büchern aufstellen, die sich jede Familienbibliothek getrost soll anschaffen können. Für ältere Werke müssen wir, wie gesagt, auf Schwab und Klüpfel verweisen.
Literatur.
Hausschatz deutscher Erzählungen. Du sollst nicht stehlen. Hand um Hand. Zwei Erzählungen von Wilhelm Fischer, Mit cinein Bilde von L, Bechstein. .Reutlinge», Enßlin
uud Lniblin.
Der Verfasser, eiu älterer Schulmann, war von 1865 bis 1882 Rektor in Ottweiler bei Saarbrücken und hat sich auch bereits als Volksschriftsteller mcmnichfach bethätigt. Die obigen zwei Erzählungen gehören zn dem Besten, was nus seit langem auf diesem Gebiete vorgekommen ist. Sie find bereits iu einer großen Auflage verkauft worden, weshalb die neue Ausgabe als Sterevtypausgabe hergestellt worden ist. Besonders die erste Erzählung, welche in der Gegend des Saar- Kohlenbetriebes spielt, stützt sich augenscheinlich auf genane Einblicke in das Wesen dieses Betriebes nnd verwertet dieselben in trefflich durchgeführten Charakteristiken. Nicht minder ansprechend ist aber die kürzere zweite Erzählung, und wir können nur wüuschcu, der Verfasser möge ans dem uicht immer mit so viel Geschick bebauten Gebiete der Vvlkserzähluug weiter thätig sein.
Was wissen und können unsre Aerzte? Von Dr. »ivil. R. Koch. Leipzig, Hermann
Hucke, 1385.
An des Verfassers Stelle würden wir für diese kleine Schrift einen andern Titel gewählt haben. Das Buch hat lange unberührt auf unserm Tische gelegen, weil wir meinten, es sei eins der zahllosen Machwerke von Naturheilkünstlern, welche dnrch Schimpfen auf die Medizin der Gegenwart nnd ans die regulären Aerzte ihre Klientel zu vermehren suchen. Dein ist jedoch nicht so. Das Schriftchen enthält in lebendigen, kräftigen Zügen eine kurze Darstellung der Entwicklung der Heilkunde und ihrer jetzigen Stellung. Der Verfasser hütet sich wohl vor übermäßigen Lobeserhebnngen, betont aber energisch das Positive der gewonnenen Errungenschaften. Es ist kein Zweifel, daß, wenn eiu Gebildeter diese Darstellung liest, sie die Zuversicht zur Medizin, auch zur Therapie, wesentlich bei ihm erhöhen wird. Wir fürchten nur, das Büchelchen wird nicht viel gelesen werden.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, - Druck von Carl Marquart in Leipzig.