Beitrag 
Camoёns : Roman :
(Fortsetzung.)
Seite
285
Einzelbild herunterladen
 

Lamoöns.

285

hatte niemand auf das Gesicht und das weitgcöffnete Auge des Luis Camoens Acht, der mitten im Gewühl der Hofherreu verschwand und dessen Hand sich krampfhaft um den Arm Manuel Bnrretos klammerte. Der Dichter hatte in dem Augenblicke, wo die Damen und unter ihnen Cawrina Palmcirim eintraten, mit einem der alten indischen Befehlshaber, denen ihn Barreto vorgestellt hatte, wenige Worte gewechselt und war erst durch das Rauschen nnd Flüstern der Umstehenden veranlaßt worden, sich nach dem Könige hinzuwenden. Sein Blick fiel zugleich auf daß froh erhellte Gesicht des jungen Fürsten und auf die schönen Züge des Mädcheus dem Aufschrei, den er mit plötzlichem Besinnen, wo er sei, zurückzudrängen suchte, folgte ein langes, atemloses Hinstarren nach der holden Erscheinung, Ohne es zu wissen, hatte sich Camoens in die vordere Reihe des dichten Halbkreises gedrängt und Barrcto mit sich gezogen. Der letztere war zum Glück der Einzige, der in dieser Minute auf den Dichter Acht hatte, er allein verstand mich, was in der Seele desselben vorging, hatte das Gefühl, daß Camoens sein übervolles Herz erleichtern müsse, uud flüsterte ihm zu: Sie gleicht ihrer Mutter wundersam, ist es nicht so, Freund?

Gleicht? Sie ist es selbst so wahr Gott lebt! cntgegncte der Dichter in leisem Tone, durch den seine glückselige Erregnng hindurchzitterte. Sein Auge hing dabei fort nnd fort an den Zügen der jnngen Gräfin, mit welcher jetzt der König sprach, und haftete auf der Bewegung ihrer Lippen, als ob er an diesen den Klang ihrer Stimme erraten könne. Barreto unterdrückte ein heiteres Lächeln über die Verzückung des Freundes nicht; da diese aber nicht enden wollte nnd Senhor Manuel mit cinemmale bemerkte, das; Tellcz Almeida, der Kaplan des Königs, in Camoens' Nähe stand und sehr aufmerksam den Blicken des Dichters folgte, so mahnte er ihn durch ein paar rasche Worte, sich zu besinnen: Hütet Euch wohl, Luis! Wenn es Euch glücklich macht, in der Tochter die Mutter wieder zu erkennen, so bergt dies Glück vor fremden Angen. Tretet mit mir zurück und gönnt dem Schwärme nicht deu Anblick Eurer Thränen!

Ihr habt Recht, Freund! sagte Camoens, wie ans einem Traume auf- fahrend und das thränenfeuchte Auge mit der Hand deckend. Führt mich, wohin Ench gut düukt! Die holde Erschciunng wird ja nicht in einem Augenblicke wieder verschwinden.

Während er so leise und doch für diesen Kreis immer uvch zu laut zu Barrcto sprach, leitete ihn dieser aus dem dichten Gedränge an eines der vffem stehenden Fenster, deren tiefe Nischen jetzt völlig leer waren. Camoens blickte noch einmal zurück, er konnte von hier aus nur den König wahrnehmen, Haupt und Gestalt der schönen Cawrina Pnlmeirim war durch die Gruppe verdeckt, in der er eben selbst gestanden hatte. Hvch aufatmend beugte er sich hinaus unter den Bäumen der großen Terrasse herrschte jetzt völliges Dunkel, ein würziger Hauch strömte von den blühenden Orangen dicht vor den Fenstern zu ihm heran. (FortschunI fvlgt.)