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Camoёns : Roman :
(Fortsetzung.)
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Lamoöns.

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an Mahnungen nicht fehlen lassen und mit der Gnade des Höchsten den jungen König vor einem Fehltritte bewahren. Wenn uns jetzt gelänge, die junge Dame, von der Ihr sprecht, vom Hofe zu entfernen, so würden wir vielleicht eben damit den König in ihre Arme treiben. Wißt Ihr nicht, daß man die Könige dieser Welt zum schlimmen anstachelt, wenn man ihnen etwas unerreichbar macht, worauf sie ihren Wunsch oder Willen gerichtet haben? Dom Sebastian muß sich selbst finden, Eure und unsre Kraft kann ihn nicht behüten womit ich nicht gesagt haben will, daß Ihr nicht auch ferner die Angeu offen halten sollt.

Brnder Tellez Almeida kämpfte mit sich, ob er schweigend hinweggehen oder noch mehr sagen solle. Der Prior von Belem hatte sich abgekehrt und sah aus dem Fenster über die Terrasse hinweg, bis der Kaplcm unmittelbar neben ihm trat und ihm zuflüsterte:

Ihr müßt mir verzeihen, Herr ich kann Eure Ruhe nicht teilen. Bedenkt, welch ein Beispiel König Sebastian der Welt bis heute giebt ein König, ein Krieger, der kindliche Reinheit bewahrt und die Sünde irdischer Liebe als die schwerste aller Sunden erkennt! Er entsagt der Ehe, die sein Volk von ihm hofft und stürmisch begehrt, nur um der himmlischen Krone sicher zu sein! Und nuu gefährdet ihn die Versuchung, die schwerste, mit welcher der Mensch Tag und Nacht streitet, und Ihr wollt ihm jede Unterstützung in solchem Kampfe versagen?

Thut, was Eure Pflicht ist, nicht mehr noch minder! antwortete der Prior mit strafender Schärfe im Tone. Ihr stellt zu wenig Gott anheim. Wenn er es geschehen lassen will, daß der König strauchelt, so wird er ihn auch wieder aufrichten. Im Gefühl seiner Makellosigkeit könnte sich der junge König vielleicht überheben und die Leitung mißachten, die ihm gewährt ist im Bewußtsein einer Sünde würde er demütig und dankbar sein. Ich sage nicht, daß es so kommen müsse, teile Eure Besorgnisse für den König nicht und will Euch nur zu Gemüte führen, daß einem Priester ein wenig Vertrauen auf die Vorsehung Wohl ansteht!

Der Ausdruck der Bestürzung auf dem Gesichte des jungen Kaplcms unterschied sich seltsam von dem Ausdrucke heiterer Rnhe in den Zügen des Priors. Tellez Almeida beugte sich auf die lässig gefalteten Hände des hohen Geistlichen herab, küßte dieselben und stammelte:

Herr, wenn Ihr denn keinen Wert darauf legt, daß der König keusch und makellos bleibt, so gedenkt, daß Ihr ein Portugiese seid wie ich, wie wir alle! Laßt Dom Sebastian eine christliche und fürstliche Ehe schließen und helft seinem ruhmwürdigcn Stamme die Krone dieses Landes für fernere Zeiten sichern. Bedenkt die Zukunft, Herr!

Ich sehe mit Erstaunen, Bruder Tellez, wie sehr Ihr von weltlicher Sorge bewegt werdet. Der König ist unser wie Euer Herr, will er sich vermählen, wer kann ihn hindern? Aber uns Söhnen der Kirche ziemt es nicht, ihn zur Ehe