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Hans Joachim von Zieten.
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Hans Joachim von Zielen.

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Zieten stammt aus einem unbemittelte» altmärkischen Adelsgeschlechte, das schon im vierzehnten Jahrhunderte zu Wustrau am Nnppiner See angesessen war. Dort ward Hans Joachim von Zieten 169» den 14, Mai geboren. Sein Vater hatte sich ganz ausschließlich der Landwirtschaft gewidmet und lebte in so kärglichen Verhältnissen, daß er seinem Sohne nur vorübergehend einen Hof­meister zur Erziehung halten konnte. Der Sohn war ein geweckter, munterer, aber schwächlicher Knnbe; er selbst hat sich in spätern Jahren noch daran er­innert, wie zuweilen die Ankunft von Beurlaubten das stille, gleichförmige Leben im heimatlichen Dorfe unterbrochen habe nud wie hierdurch frühzeitig in ihm eine große Vorliebe für den Soldatenstand erwachsen sei. Mit dem sechzehnten Lebensjahre trat er in das Schwcndhsche Regiment als Freikorporal ein. Die so heiß ersehnte Laufbahn brachte ihm aber zunächst nur die bittersten Enttäu­schungen. Schon seine kleine Statur verhieß unter einem Fürsten wie Friedrich Wilhelm I. kein glänzendes Avcmeement. Mehrfach wurde er in der Beförde­rung Übergängen, und er erbat und erhielt schließlich als Fähnrich seineDi- mission," Über ein volles Jahr widmete er sich nun vollständig der Ordnung seiner zerrütteten Vermögensverhältnisse, verlor aber darüber keineswegs seine Vorliebe für den Soldatenstand, In Berlin gelang es ihm, die Aufmerksamkeit des Königs auf sich zu leuken, der ihm schließlich eine Lentnnntsstelle (mit einem vordatirten Offizierspatent) bei den Wnthenow-Dragonern verlieh. In diesem Regiment machte er sich durch sein mit einem gewissen Selbstbewußtsein ge­paartes anspruchsloses Auftreten bei seinen Kameraden beliebt. Mehrfache Proben seiner damals noch dicht nn Verwegenheit streifenden Kühnheit, ein Marsch über die vom Eisgange bereits wankende Weichselbrücke bei Naugarten und ein Übergang über das durch Thauwettcr bereits mürbe gewordene Eis des Frischen Haffs, wurden in weiten Kreiseil besprochen und bewundert. Wenig günstig gestaltete sich sein Fortkommen im Regiment, Infolge fortwährender Mißhclligkcitcn forderte er seinen Rittmeister zum Duell heraus und erhielt für dieses Vergehen ein Jahr Festungshaft, Nach seiner Rückkehr führte der Ritt­meister ein Dnell herbei, in welchem Zieten dem Gegner, nachdem ihm die Klinge gesprungen war, das Degengefäß ins Gesicht schleuderte. Infolge dessen ward Zieten zur Kassation verurteilt, doch war der Kassation der Befehl beigefügt, daß er sich nach seiner Ankunft in Berlin persönlich beim Könige melden solle. Es traf sich günstig, daß eben in diesem Jahre, 1730, Friedrich Wilhelm I. in Potsdam eine Leibhusarenkomvagnie errichtete; in diese ward Zieten, der nun bereits Einuudddreißigjährige, eingereiht, nachdem er sich in Wusterhauscu ge­meldet und vom König in Gegenwart seines neueu Negimentschefs sehr ernsthafte Mahnungen erhalten hatte. Die neue Truppe war zunächst fast ausschließlich für dcu persönliche« Dienst des Königs bestimmt, zur Besorgung wichtiger De­peschen und dergleichen, auch zum Einfangen von Deserteuren. Hier unter den Augeu des Königs, welcher den Diensteifer und die militärische Geschicklichkcit Grmzbotm I- 1SL6. 27