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Korps und Burschenschaften.
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60 Uvrps und Bluschi!nsä,aft^n.

um des liebe» Friedens willen hier nicht wiederholen wollen, die aber die Be­schwerde der Burschenschafter gerechtfertigt erscheinen lassen, daß ihnen, wie auf der Universität, so auch im spätern Leben einRing" gegenüberstehe, der sie nm jeden Preis zu eklipsiren suche, als ob sie aufgehört hätten, Landeskinder zu sein,In welchem Korps waren Sie?" ist das erste, was ein Burschenschafter von gewissen Vorgesetzten gefragt wird, worauf dann die Nase des Fragestellers plötzlich aufwärts zu streben uud ein mißbilligender Blick den Entlarvten z» belehren pflegt, daß er an dieser Stelle auf eine unbefangne Würdigung nicht zu rechnen hat. Erwägt man nuu, daß von den etwa sechzig Burschenschaften, welche cxistirt haben, beziehungsweise noch cxistiren, mindestens 1L000, von den Korps mindestens 20 000 alte Herren vorhanden sind, daß unser gesamtes bürgerliches und öffentliches Leben von beiden wiiumclt, daß jener trübe Konflikt sonnt hineingetragen wird in jedes Gerichts-, in jedes Beamten-, in jedes Lehrer­kollegium, hineingetragen wird in jedes NeservevffizierkvrpS, hineingetragen wird in jeden geselligen Kreis, in welchem Akademiker den Kern bilden, hineingetragen wird bis in die Familien, so wird man den Zustand der Dinge nur aufs äußerste beklagen und zngebcn, daß alles daran gesetzt werden sollte, hierin Wandel zu schaffe»,

ES sind die Hochschulen, woher daS Übel kommt; hier sollte mau es auch angreife». Es sind »icht gesetzte Männer, es sind jnnge lind unreife Bursche, die hiererziehe»" und erzogen,werden, die es lieben, nach Art der Jugend in Heftigkeit uud Übermut zu übertreiben, aber darum nicht minder Eindrücke, die ihnen in empfänglichster Lebenszeit, beim Eintritt in die Welt geboten werden, mit Starrheit festhalten bis zum Grabe; hier ist es, wo durch euergische Pflege vou Vorurteilen und gegenseitige Absperrung die Unfähigkeit großgezogen wird, fremde Existenzen nach ihrem richtigen Werte zu schätzen; hier ist es, wo die Rekruten für unser öffentliches Leben ihre Lnst am Stank uud am Hader lernen; hier ist es, wo die Söhne unsers Volkes, die in demsetbeu Heere dienen, die auf demselben Felde fallen, zusammenleben wie Hnnd und Katze.

Es kann dem gegenüber gar keine lohnendere Anfgabe geben, als die Un­befangenheit wiederherzustellen, mit der die deutsche Jugend auf nnser» Hoch- schnlen einander begegnen sollte, die aber durch jenen, nun schon siebzig Jahre währenden Zank immer mehr vergiftet wird. Es ist längst ein Zank nm des Kaisers Bart geworden, was thuts? Mit jedem Jahre wird es schlimmer. Wo man sich hinwendet, strömt einem ein dicker Dunst von nngesamiueltem Haß und Klatsch, Hochmut und Eigensinn entgegen, aber niemand will sich darüber erbarmen. Wenn der hohe Rat der Nation versammelt ist, steht wohl gar ein ehrwürdiger alter Herr ans und verkündet emphatisch: alles ist in musterhafter Ordnung, dies ist die Luft, welche unsern Studenten gesund ist.

Nein, wir können es nicht zugebe», daß die Verketzerung noch immer der volkstümliche und obligate Ausdruck sür irgendeine Gegnerschaft in deutschen