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Die Oesterreicher in Novibazar.
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die Ortschaften Priboj, an der Westgrenze des Scmdschaks, Prjepolje, in der Mitte der Lim-Linie, und Bjelopolje, an der nördlichen Grenze Montenegro's, ins Auge gefaßt. Bei genauerer Untersuchung fand sich indeß, daß Priboj nicht mehr existirte, da es durch den Jnsurrektionskrieg zerstört worden ist, und daß die im Thale des obern Lim gelegene Arnautenstadt Bjelopolje von Bosnien her nur mit großen Schwierigkeiten erreicht werden kann. So ent­schloß man sich, auf die Besetzung dieser beiden Orte zu verzichten und dagegen außer Prjepolje die Punkte Plewlje und Brdarewo zu okkupiren. Die ersten beiden liegen an der Straße von Tschajnitza nach Sjenitza, der dritte ungefähr auf der Hälfte des Weges zwischen Prjepolje und Bjelopolje. Alle drei zu­sammengenommen bilden die Endpunkte eines rechtwinkeligen Dreiecks, von welchem aus das ganze Lim-Gebiet wie von einem Zentrum aus militärisch beherrscht werden kann. Das Städtchen Plewlje, auch Taschlidschci genannt und an der Tschehotina, einem Nebenflüßchen des Lim, gelegen, in den dasselbe von links her mündet, ist der volkreichste und am wenigsten arme der drei Orte. Seine 3000 Einwohner sind Bosnier und zu zwei Dritteln Moham­medaner, zu einem Drittel orthodoxe Christen. Sie treiben etwas Ackerbau und einen ziemlich einträglichen Handel. Prjepolje, am mittleren Lim, zählt etwa 2000 Einwohner, die ungefähr zu gleichen Theilen dem Islam und der griechischen Kirche angehören und sich in ähnlicher Weise wie die ebengenannten nähren. Brdarewo endlich ist ein unbedeutendes Gebirgsdorf mit drei- bis vierhundert Seelen, das nur als Mittagsstation zwischen Prjepolje und Bjelopolje bekannt ist. Die Wege zwischen diesen sowie zwischen allen andern Orten des Lim-Gebiets sind schwer passirbare Saumthierpfade. Die ganze Gegend durchzweigt ein Hochgebirge mit steilabfallenden Thalwänden. Nur einige von den Bergen tragen Nadel- oder Laubwald, die Hochflächen sind fast durchgehends nur mit Gestrüpp bewachsen und zeigen die eigenthümliche« trichterförmigen Grnben, die man am Karst beobachtet. Nicht nur die Unweg­samkeit der Gegend, sondern auch die Armuth und die verhältnißmäßig geringe Zahl der dort vorhandenen Bevölkerung, die etwa 5000 Soldaten mit Nahrnng und anderen Bedürfnissen versehen soll, werden die Existenz der österreichischen Besatzungstrnppen, zumal da deren Umgebung von türkischen Beamten ver­waltet werden wird, und ein anstrengender Postendienst erforderlich ist, zu keiner beneidenswerthen machen.

Im Uebrigen hat sich die Furcht vor diesem Weitermarsch von Bosnien aus als eine grundlose erwiesen. Derselbe hat ohne Zweifel viel Schweiß, aber keinen Tropfen Blut gekostet, und die Ausgaben für denselben werden sich kaum höher stellen als die für ein Herbstmanöver der beiden dazu ver­wendeten Brigaden. Der große Zweck der Besetzung dieser Punkte ist also mit