Beitrag 
Die Sage vom ewigen Juden.
Seite
334
Einzelbild herunterladen
 

334

ganze Anzahl von Reliquien ans den letzten Tagen des Heilandes aufmerksam, die sich hier oder in der unmittelbaren Nachbarschaft der Straße befinden. Nicht weit vom Antoniusthurme zeigt er uns den Stein, auf dem Jesus saß, bevor er das Kreuz auf die Schulter nahm. Beim Eeeehomo-Bogen sehen wir das echte, leibhaftige Fenster, ans welchem das Weib des Pilatus ihrem Manne die Warnung znrief:Hüte Dich, diesen Gerechten zu verdammen!" Man notirt sich, wie gut das heilige Fenster trotz seines hohen Alters sich conservirt hat, geht weiter und kommt an die Stelle, wo der gemarterte Er­löser unter der Last seines Kreuzes ohnmächtig zn Boden sank. Zwei Stücke einer Säule, welche von dem fallenden Kreuze getroffen und zerschlagen wurde, bezeugen, daß der Franziskanerbruder, der unsern Cieerone macht, den Ort richtig bezeichnete. Wieder ein Stück weiter zeigt unser Begleiter uns das Haus der heiligeu Veroniea, die dein Herrn Christns, als er erschöpft stehen blieb, theilnehmend ihr Taschentuch reichte, damit er sich den Schweiß uud das unter der Dornenkrone hervorquellende Blnt abtrockne, wobei sich dessen Ant­litz auf dem Tnche abdruckte ein großes Wunder, welches nur von dem uoch überboten wurde, daß das Tuch mit dem Bilde in den vielen Jahr­hunderten, die seitdem verflossen sind, nicht nur nicht zu Grunde ging, sondern sich sogar vervielfältigte, sodaß man es jetzt in der pariser Kathedrale, in einer spanischen Kirche, im Dom zu Mailand uud noch an zwei oder drei Orten in Italien zu sehen bekommen kann. Noch eine kleine Strecke, uud wir stehen vor dem Eindruck in der Mauer eines Hauses,, den der Ellbogen oder das Schulterblatt des Heilandes hinterließ, als er abermals unter der Last des schweren Kreuzes strauchelte und an die Wand taumelte.Ein eherner Ellbogen! Ein eisernes Schulterblatt!" denkt der Spötter; wir aber schreiben nns das ebenfalls auf und folgen dann unserm Führer, bis er wieder vor einein Wunder von tiefem Interesse Halt macht. Es ist dasHaus des ewigen Juden", von dem zwar die Bibel nichts, desto mehr aber die Legende zu erzählen weiß, und der auch eine Rolle in der Welt der Volkssage spielt.

Als unser Heiland, so berichtet der Mönch, den Weg nach Golgatha ging, kam er vor dieser Thür da vorüber. Der Hausbesitzer, ein jüdischer Schuster, stand, die Hände in den Hosentaschen, auf der Schwelle. Der Herr gedachte auf derselben ein wenig auszuruhen und bat den Schnster, ihm Platz zu machen. Der aber antwortete grob:Nnr immer weiter gehen!" und drohte mit seinem Leisten. Da sprach der Erlöser:Wohlan denn, ich werde gehen, um bald zn ruhen; dn aber sollst gehen, bis daß ich wiederkomme." Uud das Wort erfüllte sich uud wirkte bis ans den heutigen Tag fort. Der böse Schuster schloß sofort sein Haus zu, steckte deu Schlüssel in die Tasche nud wanderte zum Thore hinaus in die weite Welt, in der er noch diesen Tag