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Englands Machtstellung in Indien. I.
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aber die benachbarten Colonieu, wie Ceylon und die sogenannten ktraits setUs- msnt8 der malayischen Halbinsel. Znm vollen Verständniß der indischen Ver­hältnisse ist es erforderlich, zunächst einen kurzen geschichtlichen Ueberblick zu geben.

Die Ureinwohner Indiens sind jetzt noch in einigen Stämmen im Centrum des Landes sowie in den Gurkas des Himalaya erhalten. Sie unterlagen einem von Nordwesten einwandernden Volksstamm von besonders edler und schöner Körperbildung, den Ariern, den Stammvätern der heutigen Hiudus. Allmählig nur schritt dieser Vvlksstamm in der Halbinsel vorwärts, über 2000 Jahre dauerte es, bis er nach Maisur vordrang. Unter den Ariern gelangte nach langen Kämpfen die Priester-Kaste die Brahmanen zur Herrschaft. Bedroht wurde der Bestand derselben durch das Auftreteu des Reformators Buddha (615 v. Chr.), dessen Lehre sich von Indien ans über einen großen Theil Asiens verbreitete, später aber in Indien selbst die er­rungene Stellung einbüßte.

Um das Jahr 1000 nach Chr. drang eine neue Eroberer-Schar in In­dien ein; das in Ostpersien gegründete Reich der Ghasneviden wurde unter Mahmud bis an den Ganges ausgedehnt, und auf den Trümmern der zerstörten indischen Tempel entfaltete der Islam seine Herrschaft. Am Schluß des vierzehnten Jahrhunderts drang der Mongolen-Herrscher Tamerlan von Afgha­nistan her in Indien ein, stürzte die durch innere Kämpfe in Verfall gerathene Ghasneviden-Herrschaft und ließ sich zum Kaiser n Judieu ausrufen (1526 n. Chr.). Beinahe 125 Jahre nach seinem Tode, nach einer Periode gewalt­samer Thronwechsel, gelangte einer seiner Nachkommen, genannt Baber, znr Regierung nnd wnrde der Stifter des Reichs der Großmognle. Nach 300-jähriger Dauer fiel auch diese Herrschaft inuere Auflösung des Reichs, Thronstreitigkeiten, Religionsverfolgnngen und die Einfülle des kriegerischen Stammes der Mahratten ans dem Dekan führten den Untergang herbei. In die Periode dieser Dynastie fällt auch der Anfang und der Abschluß der Besitzergreifung Indiens von Seiten europäischer Mächte.

Der Seeweg nach Ostindien, das bisher nur Händler mühsam auf dem Landwege erreicht hatten, wurde 1498 durch den Portugiesen Vaseo de Gama entdeckt. Er segelte in den Hafen von Calicnt ein und legte mit Bewilligung des indischen Fürsten Samorin dort eine Faetorei an. Die Freundschaft des Jndiers bewährte sich nicht, im Kampf mußte eine Nieder­lassung gegründet und behauptet werden, deren Hauptort Goa war (1510), uoch heute portugiesischer Besitz. Die Zahl der Niederlassungen vermehrte sich, doch bald sank die portugiesische Macht iu Folge schlechter Verwaltuug uud Verweichlichung der Colouisteu.