— 182 —
Johann Kuß' letzte Leöensstunoen und Hoo.*)
Mitgetheilt von H. Salchow.
Ein heutzutage ziemlich seltenes Werk ist des Magisters Zacharias Theo- bald „Hussitenkrieg oder Geschichte des Lebens uud der Lehre Johanus Hustens, ingleichen der Böhmischen Kirche, nebst einem Anhange des Böhmischen Glaubensbekenntnisses. Mit verschiedenen Kupfern und einer Vorrede Siegmund Jacobs Banmgartens. Breslau, zu fiuden bey Johann Jacob Korn, 1750." — Das Werk enthält eine eingehende Schilderung des Wirkens und Lebens von Johann Huß, soweit letzteres die Oeffentlichkeit angeht und finden wir daher in ihm auch eine genaue Beschreibung seiner letzten Lebensstnnden nnd seines Märtyrertodes zu Kostnitz (Konstanz). Wir glauben, daß es unseren Lesern nicht uninteressant sein wird, die authentischen und genanen Angaben hierüber, die der Verfasser giebt, kennen zu lernen, und wir theilen sie daher hier mit. Magister Theobald schreibt in dem ersten Hanptstück seines Buches, Z. 27, wie folgt.
„Den 6. Juli (1415 nämlich), andere schreiben falsch den 6. Juni, wurde die letzte Haudlung vorgenommen. Zwo Stunden vor Tags kam der Bischof v. Riga nebst einer mit Spiessen, Schwerdern und Stangen gerüsteten Wache in das Kloster der Minoriten, ließ Hnssen aus dem Gefängnisse holen und führete ihn in die Domkirche, wo die Cardinäle, Bischöfe, Prälaten, Pfaffen und Mönche und viel gemeines Volk, die es mit ansehen wollten, versammelt waren. Da er vor die Kirche kam, ließ er Hnssen in dem Vorhofe bleiben, damit er als ein Ketzer unter der Messe den Gottesdienst nicht entheiligen möge. Da die Messe verrichtet war, mußte er in die Versammlung, die sich rings herum an den Wänden, auf dazu erbaute Gerüste gesetzet hatte. Der Kaiser selbst, der eine güldene Krone auf seinem Haupte hatte, saß auf seinem kaiserlichen Thron; neben ihm hielte Herzog Ludwig von Bayern den Reichsapfel mit dem Kreutze; auf der andern Seite stund der Burggraf von Nürnberg mit einem blanken Schwerde. Mitten in der Kirche stund ein hoher Tisch, darauf lag ein Meßgewand, mit welchem sie Hussen entweyhen wollten. Vor diesen stellten sie Hussen, welcher niederkniete und betete. Unterdessen stieg Bischof Nandinus, fönst der Mönch genannt, auf den Predigtstuhl, von welchem sie ihre Decrete abzulesen pflegten, hielt einen langen Sermon aus dein sechsten Kapitel des Apostels Pauli an die Römer über die Worte: Was wollen wir
") Wir geben das Nachstehende als unsern Beitrag zur Jubelfeier der römischen Curie über den Büßergang Heinrichs des Vierten nach Canossa, unsern „Freiheitskämpfern" vom schwarzen Centrum liebevoll zugeeignet. Ob die Auffassung des Magisters Theobald von dem Nationalhelden der Tschechen diesen in national-politischer Hinsicht richtig schildert, gehört nicht in diese Darstellung seiner letzten Stunden. D. Red.