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Die Mythe von Wilhelm Tell. II.
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IZZ

Die Mythe von Wilhelm Teil, ii.

Schritt vor Schritt zerstört Rochholz nach dem Glauben an den Haupt­helden der Tellssage und dessen Schicksale auch eine Anzahl von Fabeln, die sich auf Nebenpersonen und Nebendinge beziehen, um dann nochmals auf jene zurückzukommen. Wir können hier seiner wcitschichtigen und nicht recht gut geord­neten Beweisführung nur gelegentlich und in der Kürze folgen und geben in Betreff der meisten Punkte, die er behandelt, nur die Ergebnisse, zu welchen er gelangt.

Die alten Chroniken der Schweiz erzählen nach dem Vorgange des im vorigen Abschnitte genannten Hemmerlin, der beiläufig von einem Tell und einem Geßler noch nichts weiß, über die Ursachen des Aufstandes der Schwyzer Folgendes:Ein Graf von Habsburg, der natürliche Herr der Schwyzer, hatte auf einem gewissen Schlosse im Lowerzer See einen Burgverwalter als Vogt des ganzen dortigen Thales, der von zwei Brüdern aus Schwyz er­schlagen wurde, weil sie glaubten, er stehe zu ihrer Schwester in einem ver­dächtigen Verhältnisse. Als der Graf sie darum strafen wollte, verbanden sich mit ihnen zunächst zwei Verwandte, diese vier weiter sich mit zehn, letztere wiederum sich mit zwanzig, endlich alle Bewohner der Thalschaft, kündigten ihrem Herrn den Gehorsam auf und zerstörten das Schloß, dessen Reste man noch heute im See gewahrt. Darauf bemächtigten sich auch die benachbarten Unterwaldner, während ihr Gebietsherr, der Edle von Landenberg, in der Christnacht in der Kirche war, seines Schlosses Tarnen, zerstörten dasselbe, vertrieben den Landenbergcr und verbanden sich mit den Schwyzern. Ihrem Beispiele folgten die Luzerner, Berner, Zuger und endlich auch die Urner, die unter der Aebtisfin von Zürich standen.

Aus der Darlegung unsrer Schrift ergiebt sich aber, daß jenesSchloß" im Lowerzer See ein 1313 von den Schwyzern zur Abwehr Herzog Leopolds erbauter Thurm war, und daß dieser Thurm seinen Namen Schwanau erst durch die Chronisten des fünfzehnten Jahrhunderts empfangen hat, die ihn dem 1333 unternommenen Kriegszuge der Straßburger gegen das rheinische Raub­schloß Schwanau entlehntendie Ermordung eines angeblichen Zwingherrn daran knüpften und damit einem Wunsche des schwyzer Kantonalstolzes ent­sprachen. Am Neujahrstage 1308 hatte nämlich der Sage zufolge Uri die Vogtsburg Zwing-Uri (die nie existirt hat) und ebenso Unterwalden die Burg von Tarnen gebrochen. Sollte nun Schwyz sich den Beiden eben­bürtig anschließen, sollte es den Bund der drei Länder, aus dessen Befreiungs­werk die Eidgenossenschaft erwuchs, thatsächlich mit begründet haben, so mußte es ebenfalls und zu gleicher Zeit eine Zwingburg zerstört haben, und