einem Kranze zu sitzen pflegt. Anderswo erinnert nur eine im Erntekranz angebrachte Hahnenfeder noch an ihn.
Von andem Gebräuchen der Getreideernte können wir hier nur die beiden hessischen erwähnen, nach welchem man die ersten Halme von einem Kinde unter fünf Jahren schneiden und das erste Strohseil zu den Garben von einem Kinde unter sieben Jahren winden läßt und die erste gebundene Garbe Nachts zwölf Uhr durch die Hintere Scheunenthür hinauswirft; sie ist „für die Engel vom Himmel" und heißt der „Erntesegen/'
Mit dem Getreide fuhr der Bauer der alten Zeit seine Hauptnahrung, mit dem Flachs seine Hauptkleidung in die Scheune, und so hat die Ernte des letzteren ebenfalls manchen alten Zug bewahrt. Dieß ist namentlich in Norddeutschland der Fall. Zu Riemke bei Bochum band man früher nach beendigter Ernte, wenn der Flachs ins Wasser gelegt wurde, in eins der Bunde ein Butterbrot, welches man den „Fretboden" nannte. In Frankenau legt man noch jetzt in das Bund drei Wiesenblumen und eine Sichel. Butterbrot und Blumen sind wohl ein Opfer für die Göttin Frick oder Holle, die dem Flachsbau vorstand, während die Sichel, wie alles Eisen im Aberglauben, vor bösem Zauber schützen sollte. In einigen westphälischen Orten ferner herrscht die Gewohnheit, demjenigen, der zuletzt mit dem Reinigen seines Flachses zu Stande kommt, eine mit „Scheve", d. h. mit Flachs- oder Hanfabfall, ausgestopfte Puppe, die der „Schevekerl" heißt, vor die Thür zu stellen. Wer seinen Flachs zu spät schwingt, dem wird eine ähnliche Figur, die nach der Schlepbrake, dem Werkzeuge der Schwingenden, das „Schlepwif" genannt wird, am Abend heimlich vor das Haus gesetzt.
Interessanter und poetischer sind die ländlichen Feste, die sich in einzelnen einsam liegenden Weilern der Bergzüge am Niederrhein, vorzüglich im Bergischen und Siegenschen, erhalten haben, die sogenannten „Schmtngtage ", an denen die Bäuerinnen des Ortes sich gemeinsam der Zubereitung des ge- ernteten Flachses unterziehen. Nachdem die Stengel durch abwechselndes Einweichen und Trocknen mürbe geworden sind, in der letzten Hälfte des October, finden sich die Frauen und Mädchen des Dorfes in einem der größeren Höfe desselben zusammen. Zuerst werden die Stengel auf der Breche oder dem Flachsäuel, einer sehr einfachen Maschine, wo zwei in einandergreifende gezähnte Holzscheeren sie fassen und zermalmen, bis auf den zähen Bast gänzlich zerrieben. Dann wird dieser Bast bündelweise in dem Einschnitt eines aufrechtstehenden Bretes, des sogenannten Schwingstocks, vermittelst der Schwinge, eines dünnen fächerartigen Schlägels, von den daran noch festsitzenden Stengelbrocken, dem Schiff, gereinigt und durch anhaltendes Klopfen in die einzelnen Fasern zertheilt. Zwanzig, ja bisweilen doppelt so viele Frauen versammeln sich zu dieser Verrichtung unter freiem Himmel oder auf