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hellblond, fast röthlich sein Haar, gebeugt seine Haltung; er hatte ein hervortretendes Kinn und stechende Augen: scheinbar apathisch und kalt, verbarg er doch unter ruhigem Aeußern tiefe und heftige Leidenschaften: er war durchaus eine nervöse reizbare Natur. Im Aerger war er furchtbar; schonungslos verfolgte er die ihn beleidigt hatten: selten zur Milde geneigt, war er rachsüchtig und hart gegen seine Freunde. Schon von dem Jüngling hieß es, er werde niemals eine Beleidigung vergessen: wehe dem, der ihn einmal gereizt und sich zum Feinde gemacht!
Er wurde unter Niederländern von Niederländern erzogen. Seine Spielgenossen und Jugendfreunde waren aus dem niederländischen Adel gewählt. Zum Hofmeister hatte man ihm einen Croy, den Herzog von Chiövres gegeben, der nicht gerade ein hervorragender Staatslenker, wohl aber ein Lebemann von gefälligen Formen war und auch von der Politik und den Geschäften so viel verstand, daß er passende Werkzeuge in den Staatsangelegenheiten sich beordnete. Dieser Herzog von Chievres hatte den Sinn des jungen Karl so eingenommen, daß er in Allem, was er that, von Chievres' Willen abhängig und unter seiner absoluten Herrschaft zu athmen schien. Als Schulmeister und Lehrer diente dem Jüngling ein niederländischer Professor der Universität zu Löwen, Adrian aus Utrecht. Der war ein ernster, strenger Theologe, als Lehrer eine Zierde der Löwener Hochschule, ein einflußreicher Prediger, ein fruchtbarer Schriftsteller, dessen theologischen Werken sich weder Gelehrsamkeit noch sachlicher Ernst absprechen läßt. Schon 1507 bestellte ihn Erzherzogin Margaretha zum Pädagogen für ihren Neffen: grundgelehrt, gutmüthig, sittenstreng, aber etwas pedantisch und nicht sonderlich weitblickend erwies er sich auch in dieser Stellung. Und seine Schule ist gewiß nicht ohne Einfluß auf die Geistesrichtung des zukünftigen Kaisers geblieben. Von ihm erhielt Karl Belehrung in der Religion und in den kirchlichen Fragen. Ein entschlossener Vorfechter der strengsten Dominikanischen Theorien, die er selbst wiederholt nicht ohne Erfolg als Schriftsteller und Prediger und akademischer Lehrer gegen andere Richtungen vertreten hatte, ein Geistlicher von fast asketischer Strenge, der mit den zelotischsten und eifrigsten Mönchen Spaniens durchaus über die Tendenzen der als nothwendig erkannten Kirchenreformation übereinstimmte, ein Kirchenfürst der zu der spanischen Inquisition die engsten Beziehungen pflegte und gern nachher an die Spitze der spanischen Kirchenbewegung getreten ist, ein solcher Mann ist es gewesen, der dem zukünftigen Gebieter über Europa den ersten Einblick in die Religion eröffnet, die ihn selig machen sollte. Adrian von Utrecht ist es unzweifelhaft gewesen, der in Karls Seele jene religiösen Gefühle und Gedanken eingegossen hat, die sein Leben ganz und mächtig erfüllt und ihm die welthistorische Bedeutung recht eigentlich zugewiesen haben. Unter den bildenden und formenden Händen dieses Lehrers wurde damals schon des