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war Kutscher bei Napoleon, Sie sind aber Gräsin! Das ja nie vergessen! Kutscherenkelin darf sich nie encanailliren mit Hofschauspielerin! Adieu, liebe Gräfin!"
In München lebte damals ein Pferdehändler und -VerMiether Namens Kränkel, berühmt durch Witz und noch mehr durch Grobheit. Man erzählte tausend Anekdoten von diesem Kränkel. Hier nur eine: >
Im Theater stellte sich einst ein breiter Herr vor ihn, so daß er nichts sehen konnte. Kränkel suchte ihm dies bemerklich zu machen. Da drehte sich der Mann mit bureaukratischem Uebermuth um: „Wissen Sie auch wer ich bin?" — „Nao", sagt Kränkel. — „Ich bin der Geheime Ministerial-Referen- där Fuchs." — „So", meint Kränkel. „daß Sie a Vich (Vieh) waren, dos Hot i b'reits gemerkt, aber den Fuchs, schauen's, den hätt' i hinter Ihnen nit g'sucht." — „Herr Sie sind ein Grobian." — „Und Sie," sagt Kränkel ruhig, „wenn Sie so lang wären, wie Sie dumm sind, so müßten Sie sich bücken, wenn Sie dem Mond an Schmatz (Kuß) geb'n wollten.
Der Ruf Kränkels, der beiläufig bemerkt eine rothe Nase hatte, war auch bis zu Ludwig dem Ersten gedrungen. Der König konnte dem Gelüste, sich an Kränkel zu reiben, nicht widerstehn. Als er ihm das nächste Mal auf der Straße begegnete, rief er ihm zu: „Sie, Kränkel, Nase zum Kupferschmied tragen, — sehr gewinnreich. — Nase ist das gediegene Kupfer!" — »Ja, schaun's, Majestät," erwidert der witzige Roßkamm, „is bereits g'schehn. Aber Wissen's wos der Kupferschmied g'sogt hat? Kränk! — Hot er g'sogt, — wer dos glaubt, daß dos Kupfer is — hat er g'sogt — dos muß a rechter Esel sein, — Majestät, Hot er g'sogt, nämlich der Kupferschmied." König Ludwig machte, daß er fortkam. Er hat mit Kränkel nicht wieder angebunden, aber ihm auch keinen Majestätsbeleidigungs-Prozeß an den Hals gehängt.
Nur an einer Stelle war der König außerordentlich reizbar, in Betreff seiner durch Partizipal-Constructionen und sonstige Sprach-Verrenkungen berühmten Gedichte. Als sein Gedicht „Wenn der Muth in der Brust seine Spannkraft übt", travestirt wurde in: „Wenn der Hund mit der Wurst über'n Eckstein springt — Und der Schlächter mit dem Knüppel kimmt" (kommt), — wurde er wüthend. Der Name von Heinrich Heine, der ihn angesungen hatte:
„Das ist Herr Ludwig von Bayernland — Desgleichen giebt es wenig,
Das Volk der Bavaren verehret ihn — Als angestammten König,
Am Ende cancmiflrt ihn auch — Zu Rom der heilige Vater.
Der Glorienschein um das Haupt wird ihm steh'n — Wie Manschetten unserem Kater"
durfte vor ihm nicht genannt werden; und ebenso hatte es der witzige Re-