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Gustav Wasas Politik gegen die römische Kirche.
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uns hier zuwenden: seinen Maßregeln gegen die jeder Königsgewalt, und insbesondere der seinen feindseligen Mächte, die damals wie heutzutage in allen Staaten nur mächtige Sonderinteressen und außernationale Tendenzen verfolgen.

Als Gustav kurz nach seiner Königswahl einem Gastmahl zu Upsala beiwohnte, und ihm der Erzbischof zurief:Unsere Gnaden trinken Euer Gna­den zu", soll Gustav geantwortet haben:Deine Gnaden und unsere Gnaden haben nicht Raum unter einem Dach." Und Gustav hat sich Raum ge­schaffen. Seine Operationen sind hier von dem Gedanken bestimmt, daß alle Versuche vergebens sein würden, den Klerus vom offenen Kampf zurückzu­schrecken und ihn zur freiwilligen Räumung wenigstens eines Theils seiner vorgeschobenen Positionen zu vermögen. Zu dieser Erkenntniß wurde er durch den Ausgang und Mißerfolg der Versuche geführt, welche die Sturen in dieser Richtung gemacht hatten. Uns sollte diese Erkenntniß noch leichter werden, denn uns liegen die historischen Resultate von Jahrhunderten vor, welche sammt und sonders die endliche Resultatlosigkeit solcher Versuche strict beweisen. Gustav mußte somit darauf bedacht sein, Maßregeln zu ergreifen, die dem Klerus alle und jede Macht ein für allemal im Staate nehmen. Gustav konnte sich nicht verhehlen, daß dies Unternehmen von den größten Schwierigkeiten begleitet war; in Schweden hatten schon minder tief­greifende Maßregeln manchem König die Krone gekostet. Er mußte seinen Weg unter Beobachtung zweier Gesichtspunkte wählen: des rein staatlichen und materiellen und des religiösen und geistigen. Die Hierarchie mußte ihrer materiellen und geistlichen Macht entkleidet werden; die Stände mußten nach denselben Beziehungen der hierarchischen Macht entzogen, resp, durch bezügliche Verleihungen auf des Königs Seite gezogen werden. Man darf dem König nicht als allzu großen politischen Fehler anrechnen, daß er zunächst doch einen Versuch machte, einen Theil der Prälaten für sich zu gewinnen. Bis auf zwei Bischofssitze waren alle erledigt; er besetzte diese mit vermeintlichen Freun­den; aber sie waren die ersten, welche die Fahne des offenen Aufruhrs er­hoben; freilich mußten zwei mit dem Kopfe dafür büßen. Bekannt ist, daß Karl V. alle seine Operationen in der Art in Angriff nahm, daß er sich zunächst gründlich über die Sachlage orientirte, dann den Feind beobachtete, hin und her verhandelte, seine Borbereitungen traf und dann, wenn der gün­stige Moment eingetreten schien, Schlag auf Schlag dem Gegner versetzte: hat ja doch auch Machiavelli imFürst" am Ende des 8. Kapitels gesagt: Es ist zu bemerken, daß bei Ergreifung einer Regierung, der, welcher sich ihrer bemächtigt, alle Verletzungen, die er auszuüben gezwungen ist, erwägen und sie alle auf einen Schlag ausüben muß, damit er sie nicht jeden Tag zu erneuern braucht und durch Nichterneuerung derselben die Menschen sicher