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Dürers Befestigungskunst.
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Bastion. So ist also Dürers Bastion zugleich Kasematte, eine Manier, die erst später große Verbreitung finden sollte. Die Mauern und ebenso die Ge­wölbe, welche theils als Niederlagen, theils als Fundament der Geschütze dienen, sind auf eine colossale Stärke berechnet.

Es leuchtet ein, daß diese Basteien eine große Vertheidigungskraft haben müssen; nur ist eins dabei übersehen: die Kosten. Zwar sagt Dürer ganz richtig:Und ob man sagen wollt, es würde viel kosten, so gedenk man an die Kunig von Egypten, welche große Kosten an die Pyramides gelegt haben, der doch nicht Nutz gewest ist, so doch dieser Kosten sehr nutz ist ... denn es ist besser ein Herr verbau ein groß geld, auf daß er bleiben möge, denn daß er aus seinem Land vertrieben werde, wie das ein jeglicher geringes Verstandes leichtlich abzunehmen hat." Woher aber nehmen und nicht stehlen? Die Fürsten, welche nach damaliger Anschauung nicht als Vertreter des Landes, sondern auf eigene Rechnung und Gefahr Krieg führten, hatten Noth und Mühe, nur den dringendsten Sold für ihre Landsknechte zu schaffen, wer also sollte starke Festungen bauen, und wenn's noch so nothwendig gewesen wäre? Aus dem Grunde sind auch Dürers Vorschläge in der ursprünglichen Form nie in Anwendung gekommen.

Um die Sache zu erleichtern schlägt Dürer vor, den Kern der Bastei ganz mit Erde auszufüllen. Dann muß aber eine niedrigere Galerie mit Streichwehren außen herum führen, die entweder oben offen oder eingewölbt und mit Eide beworfen ist, welche nach dem Kerne der Bastei zu eine auf­steigende Fläche bildet. Das erspart viel. Gleichfalls billiger stellt sich eine nach der ersten Art nur in kleineren Dimensionen (auf fünf Geschützstände berechnet) gebaute Bastion.

Damit noch nicht zufrieden, richtet Dürer sein Augenmerk auf die Con- struction von Kastellen, welche zur Paßvertheidigung dienen und den Zweck einer selbstständigen Festung haben sollen. Der erste dieser Pläne legt die Kreisform zu Grunde. Ein kreisrunder Platz von 400 Fuß Durchmesser ist von einem kasemattirten Walle umgeben, dann folgt der Wallgraben, dann ein Erdwall nebst zweitem Graben. Die Grabenvertheidigung wird von selbst- ständigen Werken besorgt, welche gleich Radien von dem inneren nach dem äußeren Grabenrande führen und rechts und links Schießscharten haben. In der modernen Befestigungskunst heißen solche Werke Caponieren; sie sind in diesem Jahrhundert vielfach in Gebrauch gekommen. Ebenso ist der Gedanke, das Mauerwerk durch eine vorliegende Erdschütte zu decken, und den äußeren Wall durch den inneren zu überhöhen, ein ganz moderner Gedanke.

Das andere Kastell ist vierseitig (mit abgestumpften Ecken) und noch weit großartiger angelegt. Beide Pläne mußten natürlich am Kostenpunkte scheitern.