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Rußlands Heermacht.
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so geschlossen wie bei der regulären Cavallerie, doch hat das nicht seinen Grund in der Beschaffenheit der Menschen oder der Pferde, welche im Gegen­theil weit höher ist als bei den anderen, sondern darin, daß dergleichen von ihnen nicht verlangt wird und daß, wenn sie auch darauf eingeübt werden, solches doch nur sehr oberflächlich geschieht."Die donischen Kosaken müssen ohne Zweifel schon jetzt als reguläre Cavallerie, die nur noch nicht genügend ausgebildet ist, angesehen werden. Ein donisches Regiment lernt den Front­dienst nur zwei Wochen lang, während es formirt wird; dann muß es aus- marschiren und wird, sobald es an seinen Bestimmungsort gelangt ist, in einzelne Posten zersplittert, welche einander niemals zu Gesicht bekommen. Wenn ein solches Regiment auch nur drei Monate im Jahre ungetheilt zu< sammen bleiben könnte, so würde es schon, unter den Händen eines tüchtigen Befehlshabers, vollständig zu einem regulären werden." Die donischen Pferde nennt Fadejewgroß und stämmig, so recht geeignet zum Anstürmen und Niederrennen." Eine Auswahl derselben, wie sie von den Nischnynowgorod- schen Dragonern geritten werden, mit wohleingeübten Reitern vom Don, würde eine reguläre Cavallerie abgeben, wie sie Europa noch nie, außer etwa bei den Engländern, gesehen hat." Uebrigens verlangt F. wieder eine bedeutende Vermehrung der regulären Kavallerie, welche nach dem Krimkriege von 470 Schwadronen mit 73,000 Pferden auf 224 Schwadronen mit 34,000 Pferden heruntergesetzt worden ist. Wir bemerken hierbei, daß die schwere Cavallerie bei dieser Verminderung fast ganz abgeschafft worden ist, indem man von solcher nur noch vier Regimenter Kürassiere übrig ge­lassen hat.

Auch die irreguläre Reiterei, obgleich man davon noch viel mehr beibehalten hat (allein von den donischen Kosaken 66 Regimenter), will Fa­dejew weiter vermehrt und in europäischen Kriegen verwendet wissen; er weist auf das allerdings unerschöpfliche Material dazu in den asiatischen Provinzen des Reiches hin, auf dessen Benutzung die Regierung außer in Asien in neuerer Zeit verzichtet hat. Er theilt es in zwei Classen: 1. die Bergvölker des Kau­kasus mit Einschluß der sogenannten Linienkosaken, 2. Steppenvölker. Erstere beschreibt er wie folgt:Unsere Kaukasier, die Kosaken sowohl wie die Ein­geborenen, welche als ihre Hauptwaffe das gezogene Rohr ansehn, sind ebenso gefährlich zu Pferde wie zu Fuß. In der großen Schlacht, bei dem Gedränge der Truppen, ist die eminente Tüchtigkeit dieser Leute, welche hauptsächlich bei zerstreuten Einzelgefechten in ihrem vollen Lichte zur Geltung kommt, nicht an ihrem Platze; bei der Verfolgung dagegen und im Partisanenkriege ver­leiht sie ihnen ein entschiedenes Uebergewicht, über jeden europäischen Feind. Sind sie zu Pferde, so umringen sie wie ein Bienenschwarm die feindliche Cavallerie, zwingen dieselbe sich in fruchtlosen Angriffen zu erschöpfen und