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Von Florenz nach Rom : III. Perugia.
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Von Mormz nach Kom.

Bon Dr. Hans Semper. III. Perugia.

Als wir den trastmenischen See erreichten, war er in dichte Nebel ge­hüllt. Das richtige Wetter, um sich auf's lebhafteste in die verzweifelte Lage der Römer versetzen zu können, als sie unter dem Consul Casus Flaminius vor ungefähr 2000 Jahrzn hier vernichtet wurden. Ein feiner Regen tröpfelte auf den unruhigen, schwarzen See herab, graue Wolken wallten an der um­gebenden Bergkette auf und nieder. Hinter jedem Busch und Erdhügel des in der Mitte zwischen Berghetto und Passignano sanft aufsteigenden Berg­hanges glaubten wir mit wildem Triumphgeschrei numidische Krieger auf­tauchen zu sehen; die Legionen stutzen, drängen, wehren sich, die einen hoffen schwimmend die nahen Inseln zu erreichen und versinken, die andern verbluten im lehmigen, aufgeweichten Boden, Umwachsen von Gestrüpp schleicht sich in engem Bett noch heute derSanguinetto", Blutbach, zum Ufer hin. Das Schilf am Ufer rauschte, vom Winde bewegt, melancholisch wie die Seelen der gefallnen Krieger. Lange Zeit erblickt man kein Haus; man fühlt sich mitten in's Alterthum hinein versetzt.

Je düstrer dieß Bild war, um so heitrer lachte uns, in lichter Sonnen­höhe, Perugia bald darauf entgegen. Nur das Thal bedeckten noch die Nebel. Breite bequeme Straßen führen von der Eisenbahn den von Oel und Wein strotzenden Abhang zu der ehrwürdigen Stadt hinauf, die mit ihren mächtigen Mauern und Thoren die etrurischen Zeiten lebhaft vor die Phan­tasie führt. Auch Perugia, etruskisch Aperuse, gehörte zu den 12 lukumoni- schen Städten, die der Sage nach von den Lydiern gegründet wurden. Und in vielen Einzelheiten, sei es in der Sitte, sei es der damit verwachsenen Kunst, zeigt sich in der That eine überraschende Uebereinstimmung zwischen Etrurien und Kleinasien; ein Umstand, der sich schwerlich durch bloßeEin­flüsse" erklären läßt.

Das schöne Grab der Volumnier, das im Jahre 1840, etwa eine Stunde vor der Porta S. Pietro, an der Straße, die nach Toscana führt, gefunden wurde, gehört allerdings schon einer Zeit an, die keine frappanten Analogien mehr mit kleinasiatischer und altgriechischer Kunst zuläßt, wenn auch die alter­thümliche Anlage eines Felsengrabes hier beibehalten ist. Dasselbe ist in den Tufstein gehauen und ein Portal von zwei Seitenpfosten und einem Architrav bilden den Eingang. Die inneren Räume bestehen aus einer großen Kammer, von der sich zu beiden Seiten symmetrisch je 4 kleinere abzweigen, und die