524
Glieder benetzen. Es ist mit dem Wunderglauben wie mit jenem Heiligen, der nachdem er enthauptet worden war, mit dem Kopf unter dem Arme davon ging. (?e n'est c^ue 1s Premier pas, «zur eoute.
Vermischte Literatur.
Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts von F. A. Gfrörcr. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von I. B. Weiß, Professor der Geschichte an der Universität Gratz. 1. bis Z. Band. Schaffhausen. Verlag der Fr. Hurtcrschen Buchhandlung. 1862.
Vorlesungen. welche Gfrörcr bis kurz vor seinem Ableben an der Universität Frei bürg gehalten hat — mit welcher Tendenz, ist nickt nöthig ausführlich darzulegen, da Verfasser und Verlag hinreichend bekannt sind. Es ist ein vom Protestantismus ins römische Lager übergcgangner Gelehrter, der hier zu uns spricht, es ist ein Geschichtschreiber, der in den herrschsüchiigeu Bestrebungen Oestreichs, in der spanischen Jntriguenpolitik des Hauses Habsburg nur das patriotische Bestreben sieht, die Ehre Deutschlands zu retten und die Einheit des Reichs wiederherzustellen. Neue Quellen sind nirgends benutzt, überhaupt geht der Verfasser nur selten in die Tiefe. Im Ucbrigcn ist anzuerkennen, daß die Vorzüge, die Gfrörcrs Schriften im Allgemeinen hüben, frische, kräftige Darstellung, künstlerische Gruppirung der Begebenheiten und große Uebcrsichilichkeit bei vollem Eingehen in die Einzeluheiten, lebendige Auffassung des innern Znsammenhangs der Dinge und scharfe Cbaraktcrisiiung der Situationen «nd Personen, so weit sein Auge nicht durch die eingeführte Tendenz eine schiefe Richtung erhält, auch hier nicht mangeln. Am freiesten und un- befangensten ist der erste Band gehalten, der neben feurigen Lobpreisungen Kaiser Josephs des Ersten und andrer bedeutender Oestreichs. vor allem Eugens von Sa- voyen, auch Worte der Anerkennung für Wilhelm von Oranien hu, und in dem wir Urtheile über die Jesuiten, die Jansenistcn und die Aufhebung des Edicts von Nantes finden, die keineswegs gut katholisch aussehen und welche die Gelehrten der „Historisch-Politischen Blätter" schwerlich für koscher erklären werden. Besser werden in jenem Kreise die beiden folgenden Bände gefallen, wo Preußen in der bekannten Weise großdcutsch-katholischer Geschichtsbchandlung verarbeitet wird, und wo der , Verfasser unter anderm nachweist, daß die Salzburger nicht durch den Fanatismus Erzbischof Firmians von Haus und Hof verjagt, sondern von Friedrich Wilhelms Sendlingcn, etwa in der Weise brasilischer Auswandernngsagentcn, aus ihrer behaglichen Lage unter dem milden Krummstab Kinweggelockt worden sind, weil der Preuße Menschen brauchte, um seine wüstliegcnden östlichen Provinzen zu bevölkern. Friedrich der Große ist dann selbstverständlich nicht viel mehr als ein großer Räuber, wahrhaft groß nur Maria Theresia. Im voraus beklagt wird, daß der Plan, den letztere bei Beginn des siebenjährigen Kriegs nach Gfrörcrs Meinung hatte, nicht zur Ausführung kam. Nach diesem Plan würde Mitteleuropa sich nach dem Siege der Koalition gegen Friedrich solgendermaßen gestaltet haben: Preußen getheilt, die