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Piemont in den Jahren 1846 und 1847. 3.
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gewöhnlichtn Wege war also nichts zu hoffen, glücklicherweise stand ein gehei­mer, privater Weg offen durch die besonderen Vertrauten des Königs, den Bi­bliothekar Promis und den Secretär Canna.

In diesen Artikeln nun wurden die Reformen, welche Karl Albert seit sei­ner Thronbesteigung durchgeführt hatte, aufgezählt, seine Differenzen mit Oest­reich wegen der Eisenbahn-, Salz- und Weinfrage auseinandergesetzt. Blätter, wie die Allg. Zeitung und der Lloyd bekämpft und die lebhafte Sympathie ge­schildert, mit welcher das Ausland die Reformen Karl Alberts verfolge, die dem Hause Savvyen einst noch eine größere Zukunft zu sichern bestimmt seien. So hatte ein Artikel der Allg. Zeitung ein trauriges Gemälde von den bürgerlichen, moralischen und ökonomischen Verhältnissen Piemonts entworfen und alle diese Uebel der Herrschaft politischen Utopien zugeschrieben, von denen der König selbst verführt sei. La Margherita verfehlte nicht den Artikel dem König zu zeigen, auf den er auch großen Eindruck machte. Aber nach wenigen Wochen ward ihm die Revue de Droit gebracht, worin dieser Artikel eingehend wider­legt war. (Der Artikel erschien durch Mittermaiers Vermittlung fast gleich­zeitig auch in den Ergänzungsblättern der Allg. Zeitung.) Aehnliche Artikel brachten nach einander die Dubais, die Gazette du Midi, die Alliance, der Kor­respondent. Zur Charakteristik derselben mögen hier die Worte stehen, mit wel­chen im Juni 1846 ein Artikel der D6bats schloß:Der König Karl Albert weiß besser als irgendwer, daß heutzutage die öffentliche Meinung die Welt be­herrscht und daß nichts der strengen Unparteilichkeit ihrer Gerichte entgeht; auch ist er gegenwärtig mit allen Kräften bestredt ihre Gunst zu erwerben eine Anerkennung, an der es weder Italien, noch Frankreich, noch das übrige Europa fehlen lassen wird, wenn er auch in Zukunft den guten und heil­samen Reformen sich günstig bezeigt, die hohen Fähigkeiten seines Volks auf die fruchtbaren Werke der Arbeit und des Friedens lenkt und so die glorreiche Zukunft begreift, welche dem Hause Savoyen vorbehalten ist." Man redete dem König ein, dieser Artikel, der von Cicconi gemacht war, habe Guizot zum Verfasser.

Ein Meisterstreich aber gelang den Verbündeten mit dem Univers. Ein Mitarbeiter dieses Blatts, der damals nach Turin kam. wurde im Hause Pe- titti's, der ihn eingeladen hatte, vermocht, die Aufnahme eines Artikels in die­sem Sinn zu besorgen, und so erschien denn am 3. Juni in diesem ultramon­tanen Journal ein Pariser Artikel, welcher die von Gioberti und Balbo ein­geleitete Bewegung als Beginn einer besseren Zukunft Italiens warm begrüßte, dem König die lombardische Krone in nahe Aussicht stellte und nach einer Aus­einandersetzung der Streitigkeiten mit Oestreich mit den Worten schloß:Nicht allein also ist der Zweck dieser strengen Zollmaßregeln verfehlt worden, sondern sie lenken überdies mehr und mehr die Aufmerksamkeit und die Hoffnungen