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Achtundvierzig Briefe von Johann Gottlieb Fichte und seinen Verwandten :
(Schluß.)
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Centunus Reichsgraf von Hofsmannsegg verkaufte das Gut an seinen Schwager Friedrich von Kleist, tönigl. sächs. Kreisdirector in Querfurth und Dahme, so wie königl. preuß. Rittmeister und Ritter des Malteser- oder St. Johaw nisorden, welcher es von 1795 an bis zu seinem am 9. Febr. erfolgten Tode besaß. Sodann fiel es wieder an den frühern Besitzer Johann Centunus v. H. zurück, dessen Sohn Cvnradin Centurius Graf von Hoffmannsegg der jetzige Besitzer ist.

Die Drangsale des nun ausbrechenden großen Krieges spiegeln sich auch in dem engen Rahmen der Leiden, die er Fichte's Mutter brachte.

46.

Elstra. d. 30. Octbr 1813.

Mein lieber Bruder.

Unsere liebe Mutter wollte schon längst Dir und den Deinigen ihr Be­finden zu wißcn thun leider aber gehen die Posten noch nicht dahin; ich bediene mich der Gelegenheit diesen Brief mit einen Bekanten welcher nach Frankfurth zur Meße reiset zu geben. Ich hoffe daß unser Bruder in Finstcrwalde doch endlich wird Gelegenheit gefunden haben meinen Brief, vom 19, July, (worin- ncn Dir unsere Mutter den Empfang von 20 Nthr. von den Studenten Nitschel bescheinigte) zu übersenden.

Unsere gute Mutter hat durch den Krieg diesen Sommer durch wieder viel gelitten so wohl an ihrer Gesundheit als an ihren Vermögen, sie hatt viel Einquartirung gehabt und durch Plünderung ist ihr vieles entwendet worden.

Den 14 Lepr,, befürchteten die Rammenauer ihren Untergang durch Kanö- ncnfeucr, die Mutter wurde mit im Busch zu gehen veranlaßte, wo sie bey kalter und naßer Witterung bis zum 17. aushalten muste, doch wurde ihr noch nicht gerathen ihr Hauß zu bewohnen, sondern sie muste sich in einem Hauße nicht weit vom Walde aufhalten. Diese Zeit über war alle Communication unterbrochen, den 21., da die Franzosen Rammenau räumten, und unsere gantze Gegend von Rußen überschwemmet war, nahm ich mir vor sie aufzusuchen, und fand sie in diesen Hause; da ich urtheilen tonnte daß sie von Marodörs in Rammenau weit mehr beunruhigt würde als in Elstra, (den sie hatte sogar im Busche und auch in diesem Hauße keine Lebensmittel vorm Plündern erhalten können) so that ich ihr den Vorschlag sie zu mir zu nehmen, allein zum Trans­port waren weder Menschen noch Vieh zu haben, ich bediente mich also des Schubkarrens. Ihre Gesundheit war durch Furcht, Unordnung, entbehrung ihrer gewohnten Lebensmittel zerrüttet, ich glaubte gewiß daß sie sich beßern würde, doch hatt sich ihre Gesundheit bis jezt noch nicht wieder eingefunden, sie ist schwach und matt, und was der Hauptfehler ist, sie kan fast gar nichts gerii- ßen, der Magen nimmt nichts an keine Poteille Wein ist in unsrer gantzen